DVD-Edition „Menschenlandschaften – Autorenportraits der Türkei“ von Osman Okkan

Pressegespräch mit Aslı Erdoğan

Am 29. März 2012 wurde im Filmhaus Köln in Anwesenheit der türkischen Erfolgsschriftstellerin Aslı Erdoğan die neue sechsteilige DVD-Edition „Menschenlandschaften – Sechs Autorenportraits der Türkei“ (Deutsch/Türkisch) von Osman Okkan vorgestellt.

menschenlandschaften autorenportraits dvd reiheDie neue, von der Robert Bosch Stiftung und von der ACT Videoproduktion GmbH geförderte Edition präsentiert Portraits der Autoren Nazim Hikmet, Yasar Kemal, Orhan, Elif Safak, Murathan Mungan und Asli Erdogan; teilweise auf Aktualisierungen früherer WDR/ARTE- Portraits basierend. Die Reihe umfasst 6 DVDs à 30 Minuten und als Bonusmaterial 6 Booklets à 28-32 Seiten; darin Essays prominenter Literaturwissenschaftler und Publizisten auf Deutsch und Türkisch: Cornelius Bischoff, Erika Glassen, Altan Gökalp, Dietrich Gronau, Iris Radisch, Hubert Spiegel und Sibylle Thelen. Das Bildungsportal „Planet Schule“ im WDR hat in Kooperation mit dem KulturForum Lehrmaterial zusammengestellt, das im Internet kostenlos herunterzuladen ist: www.planet-schule.de

Für die laufenden Seminare an Universitäten wurden individuell weitere Materialien entwickelt. Das Seminar an der Universität Duisburg-Essen wurde aufgrund der hohen Nachfrage von einem auf vier Semester verlängert. In diesem Jahr wird auch ein Seminar auf Türkisch angeboten – DVD und Begleitmaterial liegen bereits zweisprachig (Deutsch/Türkisch) vor. An den Universitäten Tübingen und Hamburg sind Seminare zur Reihe geplant.

Aslı Erdoğan, die derzeit als Stadtschreiberin in Zürich lebt, wurde 1967 in Istanbul geboren. Sie studierte Informatik und Physik an der Bosporus-Universität in Istanbul. 1990 gewann sie den viel beachteten Yunus-Nadi-Preis. Vier Jahre später gab sie ihre Karriere als Physikerin auf und konzentrierte sich auf das Schreiben. Mit ihrem 2008 im Unionsverlag auch auf Deutsch erschienenen Roman „Die Stadt mit der roten Pelerine“ (Kırmızı Pelerinli Kent, 1998) erlangte sie internationalen Ruhm.

Aslı Erdoğan erklärte im Pressegespräch: „Ich empfinde es als eine wunderbare Ergänzung, ich bin immer glücklich, wenn bei meinen Lesungen auch das Filmportrait gezeigt wird; denn vieles, was ich weder durch meine Protagonisten noch durch meine Kolumnen wiedergeben kann, wird durch Bilder und Zitate im Film anschaulich dargestellt.“ Mitte Februar 2012 war der Film „Aslı Erdoğan - Grenzgängerin zwischen Himmel und Tod“ aus der Reihe „Menschenlandschaften“ mit einem anschließenden Gespräch zwischen Autorin und Regisseur und mit einer Lesung der Autorin in Zürich gezeigt worden – einmal in deutscher, einmal in türkischer Sprache.

Vor der DVD-Edition „Menschenlandschaften“ erschien eine kurze TV-Fassung der Reihe (6x10 Min.) für den WDR. Birgit Keller-Reddemann von der WDR-Bildungsredaktion erläuterte im Pressegespräch die Bedeutung der Filme für ein junges Publikum: „Die Filme erzählen auch ein Stück der Geschichte der Türkei, gerade die Portraits über Nazim Hikmet und Yasar Kemal, und sie zeigen die moderne, intellektuelle Türkei. Die verschiedenen Facetten sind es wert, in Schulen gezeigt zu werden. Wir hören von Lehrern, dass sie sich sehr freuen, über dieses Material verfügen zu können, weil es in dieser Beziehung nicht viel für den Unterricht gibt.“

Einige Portraits der Reihe basieren auf früheren WDR/ARTE-Portraits von Nazim Hikmet und Yasar Kemal. Dr. Sabine Rollberg von der Redaktion ARTE/WDR betonte im Pressegespräch die Nachhaltigkeit der Filme: „Es ist in diesen Zeiten so wichtig, Respektportrait380 erdogan voreinander zu entwickeln. Bei einigen deutschen Schülern wäre das in Bezug auf ihre Haltungen gegenüber türkischen Mitschülern sehr wichtig. Es war, glaube ich, ein schwerer Kampf, dieses Projekt zu realisieren, und es ist ganz wichtig – nach wie vielen Jahren Migrationshintergrund – dass wir nun so eine Perle vor uns haben.“

Der Filmemacher und ehemalige WDR-Redakteur Osman Okkan recherchiert seit vielen Jahren zur Literatur der Türkei und begleitet die in der vorliegenden Reihe portraitierten Autoren seit langer Zeit. Okkan ist Mitbegründer und Vorstandssprecher des KulturForum TürkeiDeutschland.
Im Pressegespräch berichtete er über erste Reaktionen von Zuschauern, aber auch über die Einschätzungen und Erfahrungen von Lehrkräften, die die Filme im Unterricht einsetzen: „Für einen Filmemacher ist es erfreulich zu registrieren, dass seine Filme eine gewisse Nachhaltigkeit erlangen und über die Fernsehausstrahlungen hinaus fruchtbare Diskussionen anstoßen. Die Reihe stößt hoffentlich auch durch ihre Zweisprachigkeit die Diskussion zum Kulturaustausch an, und zwar auf Augenhöhe. Vielleicht vermögen diese Filme auch für andere Redaktionen eine Vorreiterfunktion haben, dass man stärker auf einen gleichberechtigten Kulturaustausch achtet.“

Um die Filmreihe bundesweit Schulen und Bibliotheken besser zugänglich zu machen, ist eine Kooperation mit den Schulministerien verschiedener Länder geplant. Arif Ünal von Bündnis 90/Die Grünen nahm in Vertretung von NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann am Pressegespräch teil: „Wir haben bereits Gespräche im Ministerium darüber geführt, welche Rolle diese Filme in den Schulen spielen können. Nach den Wahlen werden wir diese Gespräche hoffentlich fortsetzen können, damit diese Filme nicht nur an den Schulen, sondern auch in der Lehrerfortbildung eingesetzt werden können. Wir sprechen über Migration und über die Türkei meist defizit-orientiert. Wenn man in der Schule neben Schiller und Goethe auch Nazim Hikmet lehrte, könnte dies für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder türkischer
Eltern sehr positiv sein. Die türkischstämmigen Kinder könnten sagen: Schau, wir haben auch weltbekannte Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Wir müssen uns nicht schämen.“

Das Ministerium für Arbeit, Frauen, Familie, Integration in NRW unterstützt die Filmreihe ebenfalls. Weitere Kooperationsmöglichkeiten sind angedacht. Anton Rütten vom Integrationsministerium
NRW erklärte im Pressegespräch: „Das Ministerium nutzt die Filme bereits als Instrument interkultureller Bildung. Man muss sich vor allem an die Lehrenden, an die Jugendeinrichtungen wenden. Es ist wunderbar, welche Ansätze man in den Filmen findet, um unser Wissen über die Türkei zu erweitern, unsere meist touristischen Kurzzeiterfahrungen zu ergänzen. Durch den Film mit Elif Safak zB. bekommt der Zuschauer einen Zugang zum Islam – zum Sufismus und zur Mystik –, den wir in unseren Diskussionen vermissen. Das ist etwas, was unsere Bilder korrigiert und unsere Wahrnehmung ergänzt. Es schafft neue Zugänge zwischen Lehrenden und denen, die türkische Wurzeln haben. Zudem leiden viele türkische Jugendliche darunter, dass sie zu wenig über die Wurzeln ihrer Eltern wissen. Wenn man diese sechs DVD gesehen hat, bekommt man auch einen Überblick über 100 Jahre Geschichte.

Wenn wir es nicht schaffen, so etwas zu nutzen, um eine positive Identität mit dem Herkunftsland, der Kultur und den demokratischen Kräften in der Türkei herzustellen, vertun wir eine Chance. Dann überlassen wir den Nationalisten identitätsbildende Aktivitäten. Deswegen ist interkulturelle Bildung in einem ganz breiten Sinne im schulischen und außerschulischen Bildungsbereich so wichtig. Mit den Filmen wurde ein wunderbarer Schatz geborgen. Es ist ein Riesenverdienst, dies dokumentiert zu haben. Ich würde mir wünschen, dass wir dieses Angebot in allen Schulbibliotheken in NRW zur Verfügung stellen könnten. Da müssen wir noch dran arbeiten.“

I. Nazım Hikmet - Dichter und Revolutionär
II. YaÅŸar Kemal - Zwischen Poesie und Politik
III. Orhan Pamuk - Ein Dichter im Zeichen seiner Stadt
IV. Elif Åžafak - Literatur zwischen Mystik und Moderne
V. Murathan Mungan - Der Kultpoet vom Bosporus
VI. Aslı Erdoğan - Grenzgängerin zwischen Himmel und Tod

Neue Sendetermine (Kurzversion, 6 x 10 min.):
14.05.2012 – 7.20 Uhr, WDR
21.05.2012 – 7.20 Uhr, WDR

Mehr Informationen unter:
www.das-kulturforum.de
www.menschenlandschaften-autorenportraits.de

KulturForum TürkeiDeutschland
E-Mail: autorenportraits@das-kulturforum.de

Telefon: 0221 120 90 680

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