Amerika - so vertraut und doch so anders…

isp schueleraustauschTipps für einen gelungenen Schüleraustausch

Köln. Für die diesjährigen Austauschschüler steht im Spätsommer die Ausreise bevor – die meisten von ihnen zieht es nach Amerika. Höchste Zeit, sich mit den Sitten und Gebräuchen ihres Gastlandes USA oder Kanada vertraut zu machen. Viele deutsche Jugendliche kennen die amerikanische Lebensart aus Kinofilmen und Fernsehen. Und doch ist „vor Ort“ so manches ganz anders als erwartet. Damit der Einstieg gut gelingt, hier ein paar Verhaltenstipps zu den wichtigsten kulturellen Unterschieden:
 
Schnelle Kontaktaufnahme – schnelle Freunde?
Gerade an kleinen Schulen ist das Interesse an Austauschschülern sehr groß. Alle sind aufgeschlossen und fragen, woher man kommt und wie es einem geht. Amerikaner sind generell kontaktfreudiger und offener als Deutsche. Dadurch entsteht für Neuankömmlinge oft der Eindruck, dass sich dort schneller Freunde gewinnen lassen als in Deutschland. Viele wundern sich daher, wenn Mitschüler, die einen am Tag zuvor begeistert in Beschlag genommen haben, am nächsten Tag wenig Interesse zeigen. Auch in Amerika entstehen enge Freundschaften nicht von heute auf morgen; sie brauchen Zeit, wie in Deutschland auch. Daher gilt hier wie dort: Gut Ding braucht Weile. 
 
Cliquenbildung unter Austauschschülern vermeiden
„Auch wenn es noch so bequem ist und einen das Heimweh plagt – Austauschschüler sollten sich nicht nur untereinander anfreunden, sondern den Kontakt zu einheimischen Schülern suchen“, so Julia Fischer, Bildungsberaterin für Internationale Schulprogramme bei den Carl Duisberg Centren, die selbst Austauschschülerin in Amerika war. „Ansonsten entsteht bei den amerikanischen Mitschülern schnell der Eindruck, dass man unter sich bleiben will und kein Interesse am Kennenlernen hat. Auch ist es unhöflich, untereinander Deutsch zu sprechen. Das schließt die anderen aus und wird sogar als Lästern empfunden.“
 
Was Eltern sagen, ist Gesetz!
Andere Länder, andere Sitten. Das gilt besonders für das amerikanische Familienleben: Es gelten strengere Regeln als bei deutschen Eltern. Freunde werden immer zuerst den Eltern vorgestellt. Auch die amerikanischen Gasteltern von Sarah Marx, die in Wisconsin/USA  ihr High School Year verbrachte, wollten genau wissen, mit wem sie ihre Freizeit verbrachte: „Meine Gastmutter hatte sogar einen kleinen Spion in der Schule, da ihre Schwester im Sekretariat gearbeitet hat. So wusste sie manchmal Dinge, bevor ich sie wusste.“ Überhaupt sind die Ausgehzeiten häufig kürzer als in Deutschland – einheimische ebenso wie  ausländische Jugendliche müssen diese unbedingt einhalten, sonst drohen Konsequenzen wie Ausgehverbot. Ganz anders als in Deutschland werden die Regeln der Eltern nicht ausdiskutiert, sondern akzeptiert - jedenfalls solange die Jugendlichen zu Hause wohnen. Generell werden die Jugendlichen in den USA länger als Kinder behandelt und nicht, wie in Deutschland, schon früh zu selbstständigen, jungen Erwachsene erzogen. Strengere Ansichten gibt es auch beim Thema Dating und Beziehungen zum anderen Geschlecht: Übernachtungen beim Partner sind nicht erlaubt. Auch das Zurückziehen ins eigene Zimmer bei geschlossener Türe ist nicht üblich. 
 
Kontaktfreude ersetzt geschlossene Türen
Küche und Wohnzimmer sind die Schaltzentralen des Familienlebens – sei es beim Hausaufgaben machen, beim gemeinsamen Fernsehen schauen, Kochen oder Essen. Alle Zimmertüren bleiben tagsüber geöffnet. Das signalisiert Kontaktfreudigkeit und Offenheit. So ist es unüblich, sich nach der Schule auf sein Zimmer zurückzuziehen, die Tür zu schließen und Musik zu hören. 
 
Alkohol und Drogen
Alkohol ist bis zum Alter von 21 Jahren nicht erlaubt. Rauchen darf man erst ab 18 Jahren. Drogen sind in jedem Alter verboten. Die Kontrolle der Altersgrenze ist streng. Unbedingt zu beachten: Austauschschüler, die gegen diese Regeln verstoßen, werden von dem Programm ausgeschlossen! 
 
Kirche als Familienaktivität
Die Kirche gehört zum amerikanischen Alltag dazu und ist ein wichtiger Bestandteil des Soziallebens. Gottesdienste und Kirchenleben haben einen hohen Stellenwert als lebendige Familienaktivität. Von Austauschschülern wird erwartet, dass sie sich an den Aktivitäten beteiligen. Amerikaner sind sehr tolerant gegenüber anderen Glaubensrichtungen und versuchen nicht, die Austauschschüler zu missionieren. Die Kirche dient als soziales Umfeld, in dem man Menschen kennenlernt und Freunde trifft. Vor allem für Austauschschüler, die in ländlichen Gegenden untergebracht sind, ist die Kirche ein wichtiger Ort, um neue Kontakte zu schließen und folglich nicht zu unterschätzen. 
 
Ohne Auto läuft gar nichts
Was für Deutsche Bus und Bahn, ist für Amerikaner das Auto. Nur in den großen Städten gibt es öffentliche Verkehrsmittel. Amerikanische Jugendliche machen schon mit 15 Jahren ihren Führerschein. Entgegen der amerikanische Gewohnheiten entschied sich Sarah eines Morgens, zu Fuß in die einen Kilometer entfernte Schule zu laufen: „Trotz der kurzen Strecke und schönen Wetters wurde ich von vorbeifahrenden Autos komisch angeschaut. Einige Autos hielten sogar an und fragten, ob das Auto kaputt sei oder ob ich Hilfe bräuchte.“ Es ist üblich, Fahrgemeinschaften zu bilden und dem Fahrer Spritgeld zu zahlen. Will man zum Sport oder abends ins Kino, ist es selbstverständlich, vorher im Bekanntenkreis zu fragen, wer einen mitnehmen kann. 
 
Hygiene – Herausforderung für Waschmaschine und Trockner
Körperpflege ist sehr wichtig. Neben dem täglichen Duschen und Haarewaschen gehört vor allem bei den Mädchen das Rasieren der Achseln und Beine zum Pflichtprogramm. Die Garderobe wird täglich gewechselt und gewaschen, vor allem Kleidungsstücke, die auf der Haut liegen. Kleidungsstücke werden nicht zweimal hintereinander getragen. Wer sie nicht immer waschen will, sollte sie für ein paar Tage im Schrank verstauen. 
 
Schule
In Amerika herrscht ein sehr freundschaftliches Schüler-Lehrer-Verhältnis. Die Lehrer sind engagiert und gerne bereit, nach Unterrichtsschluss länger zu bleiben, um Dinge zu erklären oder ein Sportteam zu leiten. Dafür gehen die Schüler respektvoll mit den Lehren um und machen ihnen zum Teil sogar kleine Geschenke. Der sogenannte School Spirit wird großgeschrieben. Die Schüler identifizieren sich mit ihrer Schule. Es gibt ein ausgeprägtes Gemeinschafts- und Dazugehörigkeitsgefühl. Sportteams werden bei Ereignissen gemeinsam in den Schulfarben angefeuert. Bunte Haare und Piercings sind nicht erlaubt. 
 
Vom guten Umgang mit Kritik
Amerikaner kritisieren wenig. Sie empfinden offene Kritik als verletzend - diese sollte daher sehr vorsichtig und „gut verpackt“ ausgesprochen werden: Viele positive Aspekte hervorheben, milde formulierte Kritik einfließen lassen und das Gespräch positiv beenden. Ein direktes „Nein“ sollte vermieden werden. Gerade zu Beginn des Aufenthalts sollten die ausländischen Gäste sehr vorsichtig im Umgang mit Kritik sein, um es sich nicht direkt mit der Gastfamilie zu verscherzen. 
 
Realistische Erwartungen
Austauschschüler sind neue Familienmitglieder auf Zeit. Sie können nicht von ihrer Gastfamilie erwarten, dass diese ihren Alltag für die gesamte Dauer des Aufenthalts umkrempeln. Wenn die Familienmitglieder „Couch-Potatoes“ sind, werden sie es, vielleicht nach anfänglichen anderweitigen Bemühungen, auch bleiben. „Damit der Schüleraustausch zu einer lebenslang positiven Erinnerung wird, sollten Interessierte unbedingt darauf achten, dass ihre Austauschorganisation sie optimal auf die Verhältnisse und kulturellen Besonderheiten des Gastfamilienlandes vorbereitet“, so Julia Fischer.
 
Weitere Informationen unter: www.carl-duisberg-schueleraustausch.de.

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