Tödlicher Einsatz für Menschenrechte: Warum sechs Mitglieder derselben Familie umgebracht wurden

amnesty logoMexiko ist eines der gefährlichsten Länder der Welt für Menschenrechtler, seit 2011 nimmt die Zahl der Angriffe auf sie kontinuierlich zu. Eines der Opfer ist Julián Carrillo. Immer wieder wurde er wegen seines Einsatzes für die Land- und Umweltrechte der indigenen Bevölkerung bedroht. Die Behörden wussten um die Gefahr für Carrillos Leben, taten aber zu wenig für seinen Schutz – ein grundlegendes Problem.

BERLIN, 18.02.2019 – Bergbau, Rodungen, Drogenanbau: Wirtschaftsinteressen des Staates und krimineller Banden bedrohen seit Jahrzehnten indigene Gemeinden in Chihuahua, dem größten Bundesstaat Mexikos, der direkt an die USA grenzt. Wer sich wehrt, muss damit rechnen, sein Leben zu verlieren. Das zeigt sich auf dramatische Weise am Beispiel der Familie von Julián Carrillo, für dessen Fall sich Amnesty International in der Kampagne „Mut braucht Schutz“ einsetzt, die die Schicksale von Menschenrechtlern weltweit in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. Carrillo engagierte sich als indigener Führer der Gemeinschaft der Rarámuri gegen Abholzung, Bergbau und Gewalt durch Verbrecherbanden auf ihrem Land.

Julián Carrillo ließ sich in seinem Einsatz für die Rechte seiner Gemeinde nicht einschüchtern – nicht, als bewaffnete Banden ihn und seine Familie bedrohten, sein Haus niederbrannten und auch nicht, als sein Schwager, sein Sohn, seine Neffen und sein Schwiegersohn umgebracht wurden. Nach dem Mord an seinem Schwiegersohn Francisco Chaparro im Sommer 2018 warnten Dorfbewohner Julián Carrillo, dass die Mörder auch ihn verfolgten. Am 23. Oktober versteckte sich Carrillo in den schwer zugänglichen Bergen der Sierra Tarahumara.
Einen Tag später hallten mehrere Schüsse durch die Berge, später fand man Julián Carrillos Leiche. Bis heute ist der Mord nicht aufgeklärt worden.

Widerstand gegen illegale Rodungen

Fünf Verwandte von Carrillo wurden seit 2015 umgebracht, sie hatten sich als Gemeindeführer gegen illegale Rodungen in der Sierra Tarahumara, der Heimat der indigenen Gruppe der Rarámuri, vor Gericht gewehrt:

• August 2015: Santiago Quiñonez Cruz, Schwager
• Februar 2016: Víctor Carrillo, Sohn
• Juli 2016: Guadalupe Carrillo Polanco, Neffe
• September 2017: Alberto Quiñones Carrillo, Neffe
• Juli 2018: Francisco Chaparro Carrillo, Schwiegersohn
• Oktober 2019: Julián Carrillo

Der Tod Carrillos ist ein Mord mit Ansage gewesen. Angehörige der Gruppe der Rarámuri beschwerten sich jahrelang bei den mexikanischen Sicherheitsbehörden über die zunehmende Bedrohung durch schwer bewaffnete Gruppen. Doch was an Schutzmaßnahmen getroffen wurde, reichte nicht aus: Carrillo wurde ab und zu von Polizisten begleitet, doch da die Rarámuri sehr abgeschieden leben, war der Polizeischutz nur sporadisch vorhanden. Die Schutzmaßnahmen hätten 2017 durch die zuständige Behörde neu bewertet werden sollen. Amnesty International liegen jedoch Informationen vor, denen zufolge die letzte Bewertung 2016 vorgenommen wurde.

48 Morde an Menschenrechtlern

Der Mordfall Julián Carrillo zeigt ein grundlegendes Problem auf: Obwohl Mexiko im internationalen Vergleich eines der Länder ist, in denen Menschenrechtler am stärksten bedroht sind, schützt der Staat sie nicht ausreichend. Der Organisation Front Line Defenders zufolge wurden 2018 in Mexiko 48 Menschenrechtler umgebracht. Zwar gibt es einen Nationalen Schutzmechanismus, doch reicht dieser nicht aus. Zudem ziehen Drohungen und Übergriffe fast nie Strafen für die Täter nach sich.
Wie im Fall Carrillo fordert Amnesty die Staatsanwaltschaft dazu auf, die Verantwortlichen für Bedrohungen und Morde zur Rechenschaft zu ziehen, denn nur so können weitere Übergriffe verhindert werden. Indigene Gemeinden wie die Rarámuri müssen wirkungsvoll geschützt und ihre Landrechte respektiert werden.

Hintergrund
Der Bundesstaat Chihuahua ist der größte Bundesstaat Mexikos und liegt im Norden an der Grenze zu den USA. Etwa 3,5 Millionen Menschen leben dort. Bodenschätze spielen eine große Rolle. 2017 war der Bundesstaat Chihuahua der zweitgrößte Produzent von Silber, sowie von Blei und Zink und der drittgrößte Lieferant von Gold in Mexiko. Der Bergbau ist eine der wichtigsten Einnahmequellen.
Die Gewaltrate ist in dem Bundesstaat Chihuahua besonders hoch. Alleine im Jahr 2016 wurden 791 Erschießungen registriert. Die grenznahe Industriestadt Ciudad Juarez wurde als „Murder City“ bekannt, da es zwischen 2008-2012 massiv zu Gewalt durch (Drogen-)Kartelle kam (Quelle: Forbes Magazine).

Die Sierra Tarahumara ist eine große, schwer zugängliche Bergregion im Bundesstaat Chihuahua. Sie besteht aus 23 Gemeinden, in denen die Grundversorgung zu großen Teilen prekär ist. In der Sierra Tarahumara leben 120.000 Indigene, wobei vier Gruppen vertreten sind. Die Gruppe der Rarámuri (auch Tarahumara genannt) macht mit 90 Prozent der indigenen Bevölkerung den größten Teil aus.
Die Region ist von großem ökonomischem Interesse, sowohl für die Forstwirtschaft als auch für Bergbau und Tourismus. Sie ist aber auch vermehrt von Gewalt betroffen, organisierte Verbrechen breiten sich aus.

Die Kampagne „Mut braucht Schutz“
Weltweit setzen sich Aktivisten friedlich und entschlossen für ihre Rechte und die Rechte anderer ein: Sie fordern das Ende von Gewalt gegen Minderheiten und verlangen gleiche Rechte für alle Menschen. Doch aufgrund ihres Engagements werden diese Menschenrechtler selbst zum Ziel von Drohungen und Angriffen, viele bezahlen ihren Einsatz mit dem Leben. Allein 2018 wurden 321 Menschenrechtler ermordet. Mit der Kampagne „Mut braucht Schutz“ ruft Amnesty die internationale Gemeinschaft dazu auf, sich für bedrohte Menschenrechtsaktivisten einzusetzen.

Mehr Infos auf www.amnesty.de/mut-braucht-schutz

Quelle: www.amnesty.de

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