Friedrich-Vordemberge-Stipendium 2014 - Die Preisträgerin 2014 ist Bettina Marx

bilder-kunst-kultur-bettina marx 320Begründung für die Preisvergabe
Die Jury schlägt Bettina Marx (geboren 1981 in Bonn) als Vordemberge-Preisträgerin 2014 vor. Bettina Marx hat an der Kunstakademie Münster zunächst bei Udo Scheel und anschließend bei Cornelius Völker studiert.

Bettina Marx macht Bilder. Sie malt und zeichnet, aber ihre Bilder sind weniger Gemälde im herkömmlichen Sinne. Viel eher wirken sie wie das Echo vergangener Erlebnisse, die in Farben und Formen nachklingen. Für den Betrachter öffnen sie das kostbare Moment eines intimen Kosmos – vergleichbar einem begehbaren Tagebuch, das an den Orten ihrer Präsentation zu einer Gedankenreise einlädt, durch eine sinnliche, nahezu magisch anmutende Welt, die in ihren Phänomenen und bildgewordenen Eindrücken ebenso zaghaft wie furios sein kann.

Die Künstlerin kümmert sich nicht um die herkömmliche Bestimmung eines Gemäldes als festes Objekt mit einer durch Farben und Formen bearbeiteten Oberfläche. Die Materialität möglicher Bildträger ist ebenso vielfältig wie die Formensprache der Bildobjekte:

Papierblätter sind ähnlich flüchtige Notizen an die Wand geheftet. Stofflaken hängen über Lattengestelle. Holztafeln fügen sich wie Bodenfliesen zu einem mosaikartigen Karree auf farbigem Stoffgrund. Papierbänder und Leinwände lagern sich überschneidend auf dem Boden.

So sehr diese Bilder sich in den Momenten ihrer Betrachtung mit den sie umgebenen Räumen zu starken Seherlebnissen verbinden mögen, werden sie immer mehr oder weniger latent begleitet von der drohenden Ahnung, diese auch wieder zu verlieren, bevor man ihrer vollends habhaft werden kann - das irritierende Gefühl einer sinnlichen Vergeblichkeit. Aber markiert nicht gerade diese Enttäuschung, die Dauer des Augenblicks nicht konservieren zu können, die Grunddisposition jeglichen (Er-)Lebens? – oder frei nach Balzac:

"Die Erinnerung verschönert das Leben, das Vergessen allein macht es erträglich".

Tatsächlich basieren viele der Bilder auf Reiseeindrücken, vor allem Reisen durch Landschaften, wo dasjenige besonders reizt, das dem Urbanen fern liegt. Auf diesen Bildern finden sich häufig organische Formen, die in freiem beziehungsweise lockerem Auftrag über ihre Träger huschen – farbige Formationen und gestische Gemengelagen, die Landschaftssilhouetten assoziieren oder an Dinge der Natur: Blätter, Wolken, Gewächse, Regentropfen denken lassen. Die menschliche Figur hingegen hinterlässt in diesen Bildern keine Spuren. Bleibt sie doch stets "außen vor".

"Bettina Marx bedient sich … der Landschaft, wobei dieser Begriff hier weniger die seit einigen Jahren wieder populäre Bildgattung der Kunstgeschichte meint, als einen Wahrnehmungsapparat, der Erscheinungsformen von Natur und Kultur in Bilder übersetzt und auf diese Weise ihre Rezeption durch den Menschen reflektiert".
(Katalog Blackbox Landschaft)

Diesen Zusammenhang erweitert nun das jüngste Projekt von Bettina Marx, das Buch "Nirgendsland. Eine Reise durch Europa", entstanden in Zusammenarbeit mit einer früheren Schulfreundin, der Journalistin Johanna Schoener. Auch hier ist die Reise Anlass, Inspiration, Gegenstand und Katalysator für die künstlerische Produktion.

"Nirgendsland" ist Europa, wie wir es ein Jahr lang erfahren haben. In 17 Kapiteln geht es kreuz und quer durch zehn Länder der Europäischen Union. Menschen erzählen von ihrem Leben. Malereien und Zeichnungen gehen auf ihre Umgebung ein. Die Texte sind wirklichkeitsnah, die Bilder dagegen abstrakt. Beide treten so in ungewöhnliche Beziehungen zueinander. "Nirgendsland" ist Europa, anders als wir es bisher kannten.
(zitiert aus dem Buch)

Bettina Marx hat ihre ausgeprägte, individuelle künstlerische Handschrift hier eingesetzt für solche Bilder, die von Begegnungen mit Menschen aus ganz Europa erzählen. Im weitesten Sinne Portraits, entziehen sie sich jedoch eindeutiger Erkennbarkeit. Vielmehr sind es skizzenhafte Darstellungen von Personen, Andeutungen von Mobiliar, Anspielungen von Dingen, die einen Raum bevölkern. Insofern sind es "abstrakte" Bilder, als dass nicht das Aussehen Bildgegenstand ist, sondern die ganz eigenen Wahrnehmungen während der Begegnungen mit den Menschen, "Dingen" und vorgefundenen Situationen in Europa. Diese sind es, die Bettina Marx in reinen Farben und Formen festgehalten hat.

In ihrem Gespür für individuelle Stimmungen und deren Übertragung in ungewöhnliche, sonderbar anrührende Seherlebnisse und Gedankenreisen haben die Kunstwerke von Bettina Marx die Jury tief bewegt. Gleichsam ist die Jury überzeugt von der konzentrierten visuellen Kraft der eigenständigen künstlerischen Bildsprache und der Sicherheit im Zugriff auf die verwendeten Materialen. Das Œuvre von Bettina Marx zeigt Reife und behält sich dennoch eine große Offenheit für die mit Spannung zu erwartende weitere Entwicklung.

Bettina Marx ist eine sehr begabte, ernsthafte junge Künstlerin, die bislang wenig in den Genuss öffentlicher Auszeichnung gekommen ist. Die Jury versteht das Vordemberge-Stipendium als Anerkennung für zeitgenössische Bildende Kunst von hoher Qualität und zudem als eine Förderung für einen jungen Künstler/eine Künstlerin, der/die ein einzigartiges, vielversprechendes Potenzial zeigt. Die Jury ist überzeugt, dass Bettina Marx beide Kriterien hervorragend erfüllt. Dr. Gail Kirkpatrick für die Jury

Preisvergabe und Preisträgerausstellung
Die Preisvergabe findet am 5. November 2014, 20 Uhr, in der artothek - Raum für junge Kunst statt.
Im Anschluss wird die Preisträgerausstellung eröffnet. Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen

Biografie der Preisträgerin
Weitere Informationen zu Bettina Marx haben wir für Sie bereitgestellt: Bettina Marx (PDF, 27 kb) 

Wer war Friedrich Vordemberge? Friedrich Vordemberge, deutscher Maler und Kunstprofessor, wurde 1897 in Osnabrück geboren und starb 1981 in Köln. 1945 gründete er die Rheinische Künstlergemeinschaft, von 1959 bis 1965 war er Direktor der Kölner Werkschulen.

Seit 1977 ist das jährlich zu vergebende Stipendium der Stadt Köln im Bereich Bildende Kunst nach ihm benannt.

Weitere Eckdaten zu Friedrich Vordemberge sowie eine alphabetische Übersicht der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger stehen zur Verfügung:

Friedrich Vordemberge
Preisträgerinnen und Preisträger alphabetisch

Foto: Stadt Köln © Bettina Marx
Quelle: http://www.stadt-koeln.de

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