"Auf dem Weg zu mehr Selbstbestimmung" Regina Nußbaum, Coach, Künstlerin und Leiterin vom club of hope® im Gespräch mit Katja Zundel Köln-InSight.TV

Logo club of hopeLiebe Frau Nußbaum, Ihr biografischer Werdegang ist vielfältig. Mögen Sie uns von einigen, entscheidenden Etappen und Prägungen Ihres bisherigen Lebensweges berichten?

Regina Nußbaum: „Nach meinem Studium der Sozialwissenschaften in Göttingen, arbeitete ich zunächst als freie Journalistin in Frankfurt und dem Hochtaunus, später zog ich nach Köln und war in einer Werbeagentur im PR-Bereich tätig. Nach der Geburt unseres Sohnes Moritz, startete ich meine Selbständigkeit und gründete den club of hope ® - Institut für Potenzialentwicklung. Parallel dazu entwickelte ich meine künstlerische Arbeit, die ebenfalls einen großen Teil meines Portfolios ausmacht. Mein Interesse an Menschen zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Als Coach zu arbeiten, ist Teil meiner Berufung. Im Laufe der letzten 20 Jahre habe ich Tausende von Beratungen durchgeführt.

Aus meiner eigenen Familiengeschichte habe ich erfahren, wieviel Unzufriedenheit ungenutztes Potenzial hervorbringen kann. Daher beschäftige ich mich als Coach gerne mit der Freilegung dieser Potentiale. Diese können sich zum Beispiel durch ungelebte Talente und Fähigkeiten ausdrücken. Das hat sehr oft mit einem eingefrorenen Selbstbild zu tun. Etwa so: Das bin ich – und das bin ich auf keinen Fall. Oft wirken auch Rollenzuweisungen massiv auf den Einzelnen ein. Es braucht Mut und Ausdauer, die eigenen Talente und Fähigkeiten anzuerkennen und auszuleben. Aus meiner Beratungserfahrung weiß ich, dass dieser Einsatz sich immer lohnt. Die Zufriedenheit und Begeisterung, die entsteht, wenn ein Mensch das macht, was er liebt, ist beeindruckend und sehr berührend.“

Frau Nußbaum, Sie richten Ihr Institut für Potentialentwicklung, club of hope ®, mit einem neuen Schwerpunkt, der familiären Spurensuche, aus.

Bitte erläutern Sie uns dieses neue Aktionsfeld und Ihre Bewegründe zu diesem Thema.

Regina Nußbaum: „Als 10-jährige schenkte ich meiner Großmutter ein kleines Aquarell-Gemälde zum Geburtstag. Sie freute sich sehr, doch ehe sie etwas sagen konnte, fragte ein Onkel in die Runde: „Wer erbt das Gemälde, wenn sie stirbt?“ Ich stand erschrocken wie vor einer Mauer und die Zeit schien sich auszudehnen. Diese Stille, die sich breit machte, war mir unheimlich. Ich spürte, dass diese Frage ernst gemeint war und ich fühlte mich entsetzlich. Ich hatte das Gefühl, als würde ich mit meiner Kunst für Streit in der Familie sorgen. Daraufhin habe ich 30 Jahre nicht mehr gemalt. Erst an meinem 40. Geburtstag legte ich wieder los.

Für mich war die Familienlandschaft, aus der ich komme, schon recht früh Forschungsgegenstand meiner künftigen Tätigkeit als Coach. Wer macht was, mit welcher Wirkung und warum? Das interessierte mich. Mir wurde klar, dass ich viel ERZIEHUNGS-ZEUG in mir hatte. Dieses Material sichtete ich in vielen Fortbildungen und Selbsterfahrungs-Momenten.

Meine Wahrnehmungsfähigkeit verstärkte sich stetig, je mehr ich mein „Familien-Album“ sortierte. Dadurch entwickelte sich nach und nach ein Bewusstsein dafür, wie konsequent sich Muster und Rollen-Zuweisungen aus der Familie später auch auf das Berufsleben sowie den Freundeskreis übertragen.

Ich entdeckte meine Forscher-Leidenschaft für diese Untergrund-Abteilung, die sich oftmals auch als Schatztruhe herausstellt - vorausgesetzt man lässt sich nicht von dunklen Kellern und Spinnweben aufhalten. Die Macht der eigenen Familien-Gebote habe ich immer dann zu spüren bekommen, wenn ich meine eigenen Entscheidungen durchgesetzt habe.

Erst als ich meine antrainierte überentwickelte Höflichkeit ablegte und in Kauf nahm, die eigene Familie zu enttäuschen, kam ich mit meiner eigenen Wahrheit in Kontakt. Dies war ein markanter Wirkungsmoment für die Entwicklung meiner persönlichen Freiheit. Mir wurde klar, dass ich als Coach genau diese Entwicklung bei anderen Menschen begleiten will.

In den Workshops „Familiengeheimnissen auf der Spur“ geht es um die Aufdeckung bewusster und unbewusster Aufträge und Regeln, die in Familien weitergegeben werden. In den Gesprächen mit meinen Klienten tauchen immer wieder Belastungen aus den Familien-Systemen auf. Diese werden von mir behutsam und humorvoll gesichtet und gemeinsam mit dem Klienten transformiert. Dabei gibt es oft eindrucksvolle Wandlungen.

Zum Beispiel kam ein Klient zu mir, der ein marodes Familienunternehmen geerbt hatte. Wir fanden dann heraus, dass es einen geheimen Auftrag von seinem Vater gab, als Unternehmer zu scheitern, um nicht erfolgreicher als der Vater zu sein. Im Dialog konnte er diesen Auftrag anders betrachten und für sich umdeuten. Dadurch spürte der Klient eine große Erleichterung. Nach einiger Zeit verkaufte er die Firma und fing etwas Neues an, das seinen Vorlieben und Kompetenzen mehr entsprach.

Die Essenz meiner Arbeit: Verdeckte Aufträge werden aufgelöst und umgedeutet. Dadurch entsteht eine beeindruckende Selbstwirksamkeit, die darin besteht, dass schwierige Situationen und Herausforderungen selber gemeistert werden können. Das stärkt die Selbstbestimmung und die Handlungsfähigkeit des Einzelnen.

Die Familie ist meines Erachtens die Keimzelle der Demokratie. Die Wirkungen dieser systemischen Arbeit kann die demokratische Handlungsfähigkeit unterstützen.“

Liebe Frau Nußbaum, wo sehen Sie den dringendsten Handlungsbedarf für den modernen Menschen, um nicht Spielball der globalen Vielströmigkeit zu werden?

Regina Nußbaum: „Die Herausforderung besteht darin, das Eigene zu leben, sich nicht vom Wirbelsturm vorgegebener Trends, Gebote und Zwänge verschlingen zu lassen. Diese Informationsflut, die auf uns einstürzt, erscheint mir oft wie ein Hypnosemittel. Seit meinem Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaften beschäftige ich mich mit der Wirkung vom Massenkommunikationsmittel auf das Sozialverhalten.

Der amerikanische Professor für Medienökologie Neil Postman hat bereits in den 80er Jahren in seinem Buch „Wir amüsieren uns zu Tode“ auf die Gefahren des totalen Entertainment hingewiesen, die wir heute als selbstverständliche Tagesrealität erleben. Als Vordenker stellte er die These auf, dass die Medien nicht nur zunehmend bestimmen, was wir kennen lernen und erleben, sondern auch, was und wie wir denken, empfinden, ja sogar, was wir von uns selbst und anderen halten sollen.

Er wies darauf hin, dass zum ersten Mal in der Geschichte, die Menschen sich daran gewöhnen, statt die Welt, ausschließlich Bilder von ihr ernst zu nehmen.

Die Manipulationsmöglichkeiten sind vielfältig, erinnern wir uns an die Fake News-Skandale. Im Kern geht es um die menschliche Urteilskraft im Zeitalter der Globalisierung und der Digitalisierung. Nehmen wir dazu noch die neueren Informationstechnologien, so scheint es keine Grenzen im Zerstreuungsgeschäft mehr zu geben. Dem gegenüber entwickelt sich eine Bewegung, die nicht nur die Langsamkeit wieder entdeckt, sondern auch die vorhandenen Ressourcen als Naturschätze definiert und zu ihrem Schutz aufruft. Junge Menschen wie Greta Thunberg aus Schweden handeln aus einer inneren Überzeugung heraus, die beeindruckend und berührend ist.

Meine Handlungsempfehlung ist zunächst eine bunte Mischung aus Stille, Natur direkt erleben, Bewegung, Träumen, Kreativität einsetzen und ein bewusster Umgang mit Suchtverhalten (Handys, TV/Internet/Spiele, Aufmerksamkeit, Essen/Trinken etc.) sowie ein kritischer Umgang mit Informationen. Die eigene Wahrnehmungsfähigkeit und Intuition gilt es so zu trainieren wie eine Muskulatur. Unbedingt den eigenen Leidenschaften und Begeisterungszonen folgen und viel lachen, auch und gerade über uns selbst. Dazu empfehle ich die eigenen Familiengeschichten aufzuschreiben, dieser Prozess erzeugt nicht nur ein Zeitzeugen-Dokument und Familien-Archiv, sondern umfasst auch eine Verneigung vor unseren Ahnen!“

Liebe Frau Nußbaum, bitte skizzieren Sie uns visionär die Idealvorstellung Ihrer Lebenssituation in zehn Jahren.

Regina Nußbaum: „In zehn Jahren habe ich meine Bücher fertig geschrieben und weiterhin zahlreiche künstlerische und soziale Projekte mit dem club of hope ® umgesetzt. Ich sitze lachend auf einer Terrasse mit Seeblick und freue mich über mein wildes Leben mit Ruhe-Zonen in meiner Mehrgenerationen-Wohngemeinschaft.“

Haben Sie Dank für das Gespräch***

Familiengeheimnissen auf der Spur

Neue Workshop-Reihe zur Klärung von Familiensystemen

Köln. Für Regina Nußbaum sind Familiengeheimnisse oft das Ergebnis von persönlichen Verstrickungen. „Wenn Du Deine Familiengeheimnisse lüftest, wird Dir klar, wieviel Stress und Kummer dadurch entsteht, dass Du ungeklärte Regeln und Aufträge von Deinen Eltern und den Ahnen umsetzen willst. Diese sind jedoch häufig gar nicht für Dich bestimmt, denn sie sind aus der jeweiligen Zeit heraus entstanden, in der oft dramatische Umstände an der Tagesordnung waren“, berichtet die Institutsleiterin des club of hope ® über ihre Erkenntnisse aus der systemischen Beratungsarbeit mit Familiensystemen.

Aus ihrer Sicht gibt es in jeder Familie eine individuelle Landkarte der Familien-Geschichte, die zum geheimen Handbuch für das Überleben eingesetzt wird. Aus dem Wunsch nach Zugehörigkeit zur Familie und einer hohen Loyalität versuchen die Familienmitglieder diese Aufträge oder Verhaltensmuster zu erfüllen, so Nußbaum. Wenn die betroffenen Familienmitglieder davon abweichen, würden sie oft starke Schuldgefühle erleben, ohne die Gründe zu erkennen. Wieder andere erleben eine starke Unruhe oder Traurigkeit, die sie auf die Suche nach der Ursache gehen lässt, erklärt die diplomierte Sozialwissenschaftlerin.

Mehr Raum für das Eigene durch Klärung der Familiengeschichte  

„Nach der Klärung der geheimen Aufträge fühlen sich die Klienten oft wie befreit. Sie erkennen nach und nach die verborgene Geschichte der eigenen Familie. Dadurch bekommen sie mehr Raum, ihre eigene Vision zu leben“, erklärt die Wahlkölnerin. Sie hat durch ihre langjährige Beratungstätigkeit und ihre kreativen Erfahrungen als Künstlerin verschiedene Module im Einsatz. „Es handelt sich dabei um keine Psychotherapie, sondern um Persönlichkeitsentwicklung“, erklärt Regina Nußbaum.

Gestartet wird die Workshop-Reihe "Familiengeheimnissen auf der Spur" mit einem Schnupper-Abend am Dienstag, 3. September von 20.15 bis 22 h zum Preis von 30,- Euro. In lockerer Atmosphäre stellt sie exemplarisch ihre Arbeit vor. Die Workshops sind dann am Samstag, 7. September, 21. September, 12. Oktober, 19. Oktober, 9. November und 23. November, jeweils von 14 bis 19 h im Fleur de Coeur, Wahlenstraße 9-11, 50823 Köln-Ehrenfeld. Der Preis für einen Workshop liegt bei 165,- Euro, wer mehr als einen Workshop bucht, zahlt 125,- Euro pro Termin. Studenten und Arbeitssuchende zahlen für einen Workshop 125,- Euro, für mehrere jeweils 100,- Euro.

Kontakt: Regina Nußbaum, 0172-96 86 983, info@clubofhope.de.

www.clubofhope.de

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