04.- 20.09.2015 "CityLeaks @ 30works"

Alias AuslaufmodellGoodbye Summer, Hello CityLeaks! Zum Auftakt des dritten CityLeaks-Festivals präsentiert 30works in einer Sonderausstellung ein illustres Line-up der internationalen Street Art-Szene. Und so wartet CityLeaks @ 30work mit neuen Werken von ALIAS, Thomas Baumgärtel, Dzia, Mister P, Rourke van Dal, Tankpetrol, Various & Gould, XooooX und xxxhibition auf.

Von der Straße in den White Cube: Was Anfang der 1980er Jahre als plakativer Protest gegen soziale Missstände, Spießertum und das Establishment in städtischen Brennpunkten begann, ist heute fest im Galeriekontext verankert.
Dabei hat sich Street Art, die heute meist als Urban Art bezeichnet wird, nicht nur im Kunstbetrieb sondern längst auch im öffentlichen Umfeld etabliert. Haftete der Sprüherei auf städtischem oder privatem Eigentum früher der Ruch des Illegalen an, so vergeben Städte und Unternehmen inzwischen offizielle Aufträge für Murals im öffentlichen Raum -
und engagieren Street-Art Künstler zur Aus- und Umgestaltung von Stromkästen, Hausfassaden oder ganzen Straßenzügen.

Der Siegeszug von Urban Art schreitet unaufhaltsam voran; und so war es nur eine logische Konsequenz, dem Genre ein angemessenes, publikumswirksames Forum zu widmen. 2011 wurde in Köln das CityLeaks-Festival ins Leben gerufen; eine Biennale, die alle Spielarten von Urban Art auslotet und Künstler aus aller Welt einlädt, mit der Stadt und ihren Bürgern zu interagieren. CityLeaks möchte Stadtentwicklung und „gelebtesMiteinander“ nach dem demokratischen Prinzip fördern – wobei hier im Dialog mit der Stadt Köln, ortsansässigen Unternehmern, Privatleuten und Hauseigentümern
Kunstwerke entstehen, die explizit für alle sicht- und erfahrbar sind. Und damit öffentlich geteilt werden.

Im Rahmen des nummehr dritten CityLeaks-Festivals präsentiert die 30works-Galerie Arbeiten von internationalen Künstlern, die teils zu den Pionieren, teils zu den neuen Visionären der Street Art zählen. Und das Genre auf ihre ganz eigene Art interpretieren und anreichern, ohne seine Ursprünge zu verleugnen – inklusive der genretypischen Botschaften, die immer am Puls der Zeit sind.

Die Künstler:
So zeigt ALIAS Stencils von Kindern, alten Menschen und Arbeitern, die wahlweise aufrührerisch, resignierend, gebrochen oder gar suizidal erscheinen – was Bildelemente wie Augenbinden, Masken und Sensen wirkungsvoll verstärken. Gebannt auf verrostetem Metall geben sich die Werke des Berliners, der zu den festen Größen der Street Art-Szene gehört, betont sozialkritisch, indem sie den Betrachter mit einer düsteren, martialischen Bildsprache konfrontieren und damit Missstände und Fehlentwicklungen unserer Zeit offensiv anprangern.

Ungleich heiterer wirken die gesprühten Charlie Browns von Thomas Baumgärtel; was jedoch der reinen Oberfläche geschuldet ist. Denn hinter dem vermeintlich Niedlichen und Arglosen der Peanuts-Ikone steht der dringliche Appell nach künstlerischer Freiheit, Toleranz, Fairness und einem friedlichen Miteinander der Kulturen und ihrer Gesellschaften. Dass Baumgärtel, der als Bananensprayer Weltruhm erlangte, auch ein begnadeter Maler ist, beweisen seine eindringlichen, fotorealistischen Gemälde von ikonischen Kölner Bauten und Industrieanlagen.

Dzia gilt als Shooting Star der Szene; wobei der junge Belgier sich auf grafisch angelegte Tiermotive kapriziert, die trotz eines erkennbaren Bewegungsablaufs zu traumwandlerischen Stills mutieren. Häufig in Gold- und Silbernuancen inszeniert, sind Dzias Spray-Paints von einer grazilen, detailverliebten Anmut. Seine einzigartige Bildsprache brachte dem Absolventen der Royal Academy in Antwerpen internationales Renommee ein – und beschert ihm nun die Ehre, im Rahmen des aktuellen CityLeaks- Festivals ein Mural am Ehrenfelder Parkgürtel gestalten zu dürfen.

Einen explizit politischen Bezug haben die Arbeiten des Franzosen Mister P, der wie Dzia zu den aufregenden Neuzugängen bei 30works gehört. Er nimmt sich der klassischen Plakatkunst an, die bis heute eine Hauptrolle im medialen Wahlkampf seines Heimatlandes spielt, und persifliert diese auf ebenso eingängige wie geniale Weise. Da wird General de Gaulle, ehemaliger Präsident und Übervater der Grand Nation, mittels brutaler Comic-Bildsprache, die sich aus Messern, Totenköpfen und Kampfparolen zusammensetzt, zum verbalen Totschläger – und damit zum Antipoden des Hoffnungsträgers, den er einst selbst verkörperte. Mister P setzt dabei auf einen virtuosen Materialmix, der sich u.a. Ausschnitten und Abrissen von Tageszeitungen aus Sri Lanka bedient. Seine Collagen, Stencils und Paste-ups fokussieren das Tagesgeschehen, die mediale Kommunikation und die politische Propaganda – und sind damit eine visionäre Fortführung des sozialistischen Realismus.

Rourke van Dal gehört seit Anbeginn zum Cast von 30works - und gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Contemporary Urban Pop. Dabei spielt er mit Klischees des Brit-Pops, was man an wiederkehrenden Motiven wie der Melone erkennt. Markenzeichen des Briten sind gesprühte Kindermotive, die auf den ersten Blick verspielt scheinen, dem Betrachter bei genauerem Hinsehen aber hadernd, misstrauisch, ja bisweilen sogar ostentativ kritisch begegnen. Es scheint, als wollten sie uns die großen Fragen dieser Welt stellen – auf die wir ohnehin keine Antwort haben.

Dem gegenüber tritt die explizite Kriegsmotivik des gebürtigen Polen und Wahlbriten Tankpetrol. Als ehemaliger Panzerschütze der polnischen Armee inszeniert er Militaria, Kalaschnikow-Gewehre, Helme und Gasmasken - vorzugsweise an Pin-ups und schönen Frauen. Was in einer provokanten Ästhetisierung des vermeintlich Brutalen und betont Virilen gipfelt. Meisterhaft sind auch die Untergründe seiner Werke, die er aus gefundenen Pappkartons und Holzpaletten zimmert und so zu skulpturalen Trag- und Rahmenflächen seiner Stencils, Paints und Mix-Media-Kunst macht.

Ein Spiel mit Zeit und Identitäten wagen Various & Gould in ihrer Facetime-Serie. Dabei collagiert das Berliner Künstlerduo aus verschiedenen Gesichtsteilen, Mimiken und Geschlechtern Fantasieantlitze, die – angereichert um Multicolor-Flächen und grobe Pixelelemente – trotz ihrer Künstlichkeit überraschend authentisch wirken. Und damit den nicht minder „fantastischen“ Photoshop-Gesichtern der Hochglanz-Magazine ironisch Paroli bieten. Sind Fakes die neue Realität? Mit ihren Patchwork-Identitäten, die Elemente des Dadaismus aufgreifen, hinterfragen Various & Gould unser gängiges Schönheitsideal und plädieren für mehr Diversität.

XooooX zählt zu den Granden der Szene – und hat sich nach einer abstrakten Phase nun wieder seinen ikonischen Frauenmotiven gewidmet, die er nun erstmals bei 30works ausstellt. So versieht er Models und anonyme Schönheiten mit Dutzenden seiner Tags, die nicht von ungefähr auf die Labelmanie großer Luxuskonzerne verweisen, um die Frauen dahinter verschwinden lassen. Somit benutzt er vermeintlich elitäre Symbole oder auch Mittel der De-Collage, um Identitäten zu kaschieren, zu unterminieren, zu eliminieren. Das mündet in fragmentarischen Collagen, die einerseits als Hommage an die Schönheit zu verstehen sind. Andererseits aber auch unser Konsumverhalten und die Religion des Scheins hinterfragen.

Zu den Pionieren deutscher Street Art gehört auch xxxhibition: Ein Longtime-Player im Portfolio der 30works-Galerie und berühmt für seine Outdoor-Kunst im Kölner Raum. Seine Arbeiten sind dabei so begehrt, dass sie auch schon mal aus dem öffentlichen Raum entwendet wurden. Bevorzugtes Sujet des Kölners sind Comic-Ikonen und Superhelden, denen er Waffen- und Kriegsmotive als Sidekicks verpasst oder sie skelettiert - und sie so bis zur Schmerzgrenze martialisiert. Dabei offenbart er sich als Meister des Materialmix und der Variation von Techniken. Ob Sticker, Stencil, Typo- Layering oder Airbrush-Painting: xxxhibition lotet alle Mittel des Genres fulminant aus. Inklusive eines subtilen Spiels mit Licht und Schatten; womit er gewitzt auf die Porträtkunst alter Meister verweist.

Die Ausstellung CityLeaks @ 30works präsentiert somit Künstler und Positionen, die das Genre der Urban Art in seiner ganzen Bandbreite auffächern. Und es um neue, spannende Perspektiven und Kontexte bereichern.

Die Begrüßungsrede am Abend der Vernissage wird Jochen Ott, Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Köln, halten.

CityLeaks @ 30works
Vernissage: 04.09.2015, 19:00 Uhr
Ausstellung: 04.09.2015 bis 20.09.2015
Öffnungszeiten: Di - Fr 15-19 Uhr, Sa 11-18 Uhr

30works Galerie
Antwerpener Str. 42
50672 Köln
0221/5700250
www.30works.de

Über 30works:
Die Kölner Galerie 30works ist spezialisiert auf Pop-Art, Streetart und zeitgenössische Kunst. Speziell, wenn es um das Thema Streetart geht, übernimmt 30works eine Vorreiterrolle in Deutschland: Als einer der ersten Galeristen hat Geschäftsführer Gérard Margaritis die Streetart nach Deutschland gebracht und sich mit 30works auf diese junge, frische „Pop-Art des 21. Jahrhunderts“ als zusätzlicher Fokus konzentriert.

Die Galerie
Mitten im trendigen „Belgischen Viertel“ in der Kölner Innenstadt bietet die 30works Galerie auf 300 Quadratmetern viel Raum für innovative, junge Positionen der Kunst. Spezialisiert auf Pop Art, Neopop, Urban Art und Streetart, ist sie kein elitärer Tempel für Eingeweihte, sondern ein inspirierender Ort der Begegnung von Künstlern und Kunstinteressierten, von Sammlern und solchen, die es noch werden wollen. Und mit genau dieser entspannten, unangestrengten Atmosphäre hat sich 30works längst auch über die Grenzen der Domstadt hinaus einen Namen gemacht. Ihre sechs bis acht Einzelund Gruppenausstellungen pro Jahr sind Magnet für ein bunt gemischtes,
experimentierfreudiges Publikum.

Hochkarätiges Portfolio
Neben Arbeiten von Pop-Artists wie Jörg Döring, John Breed und François Coorens sowie des Münchener Malers Fabian Gatermann umfasst das Portfolio von 30works unter anderem Werke der Streetart-Ikonen Banksy, D*Face und des Bananensprayers Thomas Baumgärtel sowie der Urban Art-Künstler mittenimwald, Van Ray, L.E.T. und EMESS.

Fotos “Courtesy of 30works-Galerie” ALIAS – Auslaufmodell

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