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19.Oktober 2013 - „Veteranentreffen“ der Friedenstauben im Bonner Hofgarten – 30 Jahre später

FriedenJeder Schützenverein von Pusemuckel feiert mit Pomp und Rfftata seine Jubiläen. Die meisten von uns waren auf ihrer 20-, 30- oder 40-jährigen Abifeier. Und da soll die 30jährige Wiederkehr des 22. Oktober 1983 unbemerkt verstreichen? Des Tags, an dem wir, die Friedentauben, Geschichte geschrieben haben? Nein!

Vor 30 Jahren, am 22. Oktober 1983, demonstrierten in Bonn, Berlin, Hamburg und in einer 120 km langen Menschenkette zwischen Stuttgart und Neu-Ulm rund 1 Million deutsche Pazifistinnen und Pazifisten (im weiteren Sinne) gegen die drohende Stationierung neuer Atomraketen in Mitteleuropa. Du erinnerst dich wahrscheinlich an Lieder dieser Zeit („Es ist an der Zeit“, „Das weiche Wasser“), an Buttons („Petting statt Pershing“), an Sprüche („Hopp, hopp, hopp! Atomraketen Stopp!“), an den Geruch der Gehwegplatten beim Die-in. Warum nicht mal die Leute von damals wiedersehen und umarmen, die alten Geschichten erzählen, die Lieder noch mal singen oder hören?

Was hat es gebracht? Ja, die Raketen wurden dennoch stationiert. Ja, die Friedensbewegung hat sich um 1985 verlaufen. Aber 1985 trat auch eine unerwartete Folge unserer Aktivitäten ein: Ein demokratischer Kommunist, Michail Gorbatschow, wurde Generalsekretär der KPdSU und leitete die Periode Glasnost und Perestrojka in der Sowjetunion ein. Er bescherte der Welt ein sechsjähriges Experiment: Sozialismus und Demokratie, Sozialismus und Meinungsfreiheit in einem Land. Meine These als Historiker ist: Das war nur möglich, weil wir im Westen die Blockkonfrontation aufgelockert und das Kriegführen erschwert hatten (1). Und es führte dazu, dass die Raketen, die wir bekämpft hatten, schon 1987 wieder verschwanden.

Der grüne Verteidigungspolitiker Winfried Nachtwei hat 1999 berichtet, dass die mit der Rüstungs-industrie verbandelten NATO-Strategen um 1990 in größter Sorge waren. Sie fürchteten, Krieg und Rüstung könnten völlig aus der Mode kommen, und die Völker und Parlamente könnten beschließen, ihr Geld nur noch für nützliche Dinge auszugeben. Demnach hatten wir es also beinahe geschafft, die Weltgeschichte in eine andere Richtung zu lenken. Das wäre doch ein Grund, stolz zu sein.

Am Samstag, dem 19. Oktober 2013 in Bonn.

Erster Treffpunkt ist um 17 Uhr im Hofgarten, dort, wo damals die Bühne stand, auf der 1981 und 1983 Heinrich Albertz, Gert Bastian, Harry Belafonte, Heinrich Böll, Willy Brandt, Volkmar Deile, Erhard Eppler, Randall Forsberg, Fasia Jansen, Robert Jungk, Petra Kelly, Eva Quistorp, Uta Ranke-Heinemann, Horst-Eberhard Richter, Coretta Scott King, Hannes Wader und viele andere gesprochen oder gesungen haben. (Hast du noch eine Liste derjenigen, die am 22.10.1983 dort aufgetreten sind?)

Anschließend treffen wir uns in einem geeigneten Lokal oder Saal in der Nähe. Dort werden voraus-sichtlich ein offenes Mikrofon mit Tonanlage, eine Projektion für Fotos und Filme sowie Ausstellungs-wände für mitgebrachte Requisiten, Plakate, Fotos usw. zur Verfügung stehen. Ich kümmere mich darum; finanziert wird das durch Spenden.

Pace! Salaam! Shalom! Jens Jürgen Korff Historiker, Texter und Autor in Bielefeld, damals Student und aktiver Pazifist in Aachen

Um Anmeldung wird gebeten bis spätestens 10. Oktober 2013.
Kontakt: jens.korff@bund.net Tel. 0521/ 3043 6988 (Büro) oder 05221/ 296 8255 (privat, auch sonntags und abends)
Internet:
http://friedenstauben1983.blogspot.de
www.facebook.com/groups/friedenstauben1983/
Spendenkonto: Jens J. Korff, IBAN: DE16 4306 0967 4048 2868 00 – BIC: GENODEM1GLS IBAN zum Kopieren: DE16430609674048286800
Stichwort Friedenstauben Ein etwaiger Überschuss geht an Pro Asyl. Versprochen!

(1) Weil – so meine Einschätzung – andernfalls die Militaristen in der Sowjetunion wahrscheinlich die Oberhand behalten und keinen Reformkurs zugelassen hätten. Auch Egon Bahr hat sich einmal ähnlich geäußert. Das offene Mikrofon am 19. Oktober 2013 steht dir zur Verfügung, um zu widersprechen.