07.-10.November 2013 "Tüpisch Türkisch 2013" im Filmhauskino Köln

Tüpisch TürkischWas jetzt? Eine Ausgabe in 2013 kommt nicht an den Unruhen vorbei, welche die Türkei diesen Sommer bewegten. So wenige Monate nach der Niederschlagung der Proteste kann man keinen fertigen Film vorlegen; was man aber machen kann, ist: Impressionen und Auswirkungen einfangen, rekapitulieren und innehalten. Was ist passiert, was bleibt, wie geht es weiter? Soviel ist sicher: die angedrohte Umwandlung eines kleinen Parks in ein Einkaufszentrum war Auslöser der Proteste; doch die Ursachen liegen tiefer und waren in den letzten Jahren auch Thema zahlreicher Filme, die man auch bei uns sehen konnte: eine hemmungslose Modernisierung, die auf den Erhalt kultureller oder ökologischer Bestände wenig Rücksicht nimmt, ein von vielen als autoritär und kritikunfähig empfundener Regierungsstil; des weiteren die Situation der verschiedenen ethnischen und religiösen Minderheiten, in Istanbul wie landesweit

Das besondere an diesen gewaltfreien Sommerprotesten war nun, dass sie jenseits der üblichen Fraktionen und Ideologien stattfand, dass sich eine zuvor als unpolitisch bezeichnete Generation hier mit Humor, Solidarität und Spontaneität im öffentlichen Raum ausprobierte. Neben einer Bestandsaufnahme zu Gezi präsentieren wir eine Rückschau aktueller Spiel- und Dokumentarfilme; dabei wachsen ganz zwanglos die unterschiedlichen Themen zusammen, die uns seit der Gründung von Tüpisch Türkisch beschäftigen.

Donnerstag 7. November 19.30 UHR
Jin / TR 2012 / 122’ / R: Reha Erdem / D: Deniz Hasgüler, Onur Ünsal, Sabahattin Yakut, Yıldırım Şimşek Jin verlässt den kurdischen Widerstand und wandert Richtung Westen, „zur Großmutter“ sagt sie - in einer schier überwältigenden Naturkulisse begegnen ihr freundliche Tiere… aber auch Spuren der Zerstörung Reha Erdem ist der große Mystiker des türkischen Arthouse-Kinos: in seinen Filmen sind Zivilisation und Natur, Magie und Realismus eng aufeinander bezogen. Auch „Jin“, dieses atemberaubend fotografierte Märchen eines mutigen Mädchens alleine im Wald, erzählt nicht nur vom Kurdenkonflikt: ein filmisches Epos - rätselhaft, poetisch, mit langer Nachwirkung

Donnerstag 7. November 21.30 UHR
Alleine tanzen D 2012 / 98’ / R: Biene Pilavci / Dt. & Türk. mit UT Biene Pilavci ist seit ihrer Kindheit eine manische Filmemacherin: erste filmische Übungen reichen bis in die frühen 1990er zurück. Ihre mit Tagebucheinträgen unterlegten Videoaufzeichnungen erzählen die Geschichte von Gewalt und Missbrauch, von den Auswirkungen auf die Familie…und vom Wunsch nach Aussöhnung. Das aufwühlende autobiografische Porträt der 33jährigen Deutschtürkin lief auf mehreren Festivals.

Freitag 8. November 19.30 UHR
Everyday I’m chapuling Found Footage Essay von Martina Priessner Die Kuratorin und Filmemacherin Martina Priessner („Wir sitzen im Süden“) lebt zurzeit in Istanbul. Nachdem die erste Welle medialer Aufmerksamkeit abgeebbt ist, lässt sie nun die Ereignisse vom Sommer Revue passieren und nutzt dafür Found Footage Material, das von unzähligen AktivistInnen ins Netz hochgeladen wurde. Pinguinkarikaturen, ‚Stehende Männer’ und Kochtopfschlagen als Protestform…unzählige Graffitis, Fotos und Songs: Der Film vermittelt Einblicke in die Vielfalt der Protestbewegung, ihre Brüche und Widersprüche. Sind die Proteste eine vorübergehende Erscheinung oder tatsächlich ein neues Kapitel auf der Reise der Türkei zu demokratischen Ufern? Welche Rolle spielt Humor als „Waffe“ um Botschaften zu transportieren? Im Anschluss Gespräch mit der Filmemacherin!

Freitag 8. November 21.00 UHR
Beginnings / Yolun Başında TR 2013 / 86´ / R: Somnur Vardar/ Türk-Armen.-Kurd. OmeU In einem Begegnungsprojekt treffen junge Türken und Armenier aufeinander, um sich über das schwierige Verhältnis ihrer Länder auszutauschen. Gemeinsam besuchen sie Muş in der Südost-Türkei, dessen Bevölkerung in die Nähe von Gyumri umgesiedelt wurde, und das Völkermord-Denkmal in Yerewan. Man diskutiert leidenschaftlich über Gefühle und Vorurteile, über Vergangenheit und Gegenwart. Ein neuer offener Ton scheint in die Zukunft zu weisen… Im Anschluss Gespräch mit der Filmemacherin Somnur Vardar!

Freitag 8. November 23.00 UHR
Longing / Garod TR 2012 / 52´R: Onur Günay, Burcu Yıldız / Armen.-Türk. OmeU Der Sänger Onnik Dinkjian und der Oud-spieler Ara Dinkjian, Vater und Sohn, sind zwei Meister, deren musikalisches Schaffen die armenische Diaspora entscheidend beeinflusst hat. Ara begleitet Onnik in anatolische Diyarbakır, auf dessen lebenslanger Suche nach Vergangenheit und verlorener Heimat. Ihre Reise durch die Region ist auch eine Begegnung verschiedener Musiktraditionen, bei der viele Musiker zu Wort kommen: Sid Clark, Arto Tunçboyaciyan, Sezen Aksu, Night Ark, Eleftheria Arvanitaki, Kardeş Türküler und Ahmet Kaya.

Samstag 9. November 19.30 UHR
Jenseits der Hügel / Tepenin Ardı TR 2012 / 94’ / R: Emin Alper / D: Reha Özcan, Tamer Levent, Mehmet Özgür In einem idyllischen, fruchtbaren Flusstal kommt es zu einem Familientreffen dreier Generationen. Gerüchte von umherstreifenden Nomaden, die die Felder zerstören, verstärken ein ungreifbares Bedrohungsmoment. Es kommt zur Kriegserklärung an die nie sichtbaren – und womöglich inexistenten – Nomaden. Emin Alpers symbolische Parabel nimmt Bezug auf die Paranoia einer Türkei, die sich von inneren und äußeren Gegnern umgeben wähnt: Der Film erhielt den Hauptpreis des „Istanbul Film Festival 2012“.

Samstag 9. November 21.00 UHR
This is Only the Beginning: Gezi Park in 'Short’/Bu Daha Başlangıç: Kısa'ca Gezi Parkı Auswahl: Necati Sönmez Das unabhängige Dokumentarfilmfestival Documentarist geriet diesen Sommer mitten in die Istanbuler Protestwelle und verlegte die Abspielstätte kurz entschlossen direkt in den Gezipark. Die Ereignisse werden eine immense Auswirkung auf das türkische Kino Filmschaffen haben, meint Necati Sönmez, unabhängiger Filmemacher und Mitbegründer von Documentarist. Er wird eine Auswahl der während der Proteste entstandenen Filmclips vorstellen und auch Vergleiche zur Situation in Kairo ziehen, wo er zurzeit lebt. Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher!

Samstag 9. November 22.30 UHR
Know me / Siirt’in Sırrı / Siirts Geheimnis TR 2012 / 84 min. / R: İnan Temelkuran, Kristen Stevens / OmdtU Die 16-jährige Evin unterstützt ihre 13-köpfige Familie mit Preisgeldern: Die erfolgreiche Ringerin strebt die Teilnahme an der Weltmeisterschaft an; dahinter steht die Hoffnung auf ein staatliches Stipendium und ein Auskommen für die Familie. Kann Evin aus dem konservativen Siirt in der Südwest-Türkei ihren eigenen, ungewöhnlichen Weg gehen? Die Dokumentation erhielt zahlreiche Festivalpreise.

Sonntag 10. November 11.30 UHR

Present Tense / Şimdiki Zaman TR 2012 / 110’ / R: Belmin Söylemez / B: Belmin Söylemez/ Haşmet Topaloğlu / D: Sanem Öge, Şenay Aydın, Ozan Bilen Nach ihrer Scheidung will Mina nach Amerika auswandern, dafür braucht sie ein Visum und Geld. So beginnt sie nachts in einem Club als Kaffeesatzleserin zu arbeiten. Überraschend erfolgreich in diesem Mikrokosmos, erhält die zurückgezogene junge Frau plötzlich Einblicke in andere unzufriedene und unerfüllte Schicksale. Das Porträt einer Unentschiedenen zwischen Resignation und Aufbruch, ist zugleich auch ein unaufdringlicher Blick auf die türkische Gesellschaft. Im Anschluss Brunch & Gespräch mit der Filmemacherin Belmin Söylemez sowie dem Produzenten und Drehbuchautoren Haşmet Topaloğlu!

Sonntag 10. November 15.00 UHR

My Child / Benim Cocuğum / TR 2013/ 82’/ R: Can Candan Die türkischen LGTB - lesbische, schwule, bi- und transsexuelle - Aktivisten kämpfen um Akzeptanz, während eine Familienministerin Homosexualität noch 2010 als „biologische Fehlsteuerung“ bezeichnete. „My Child“ zeigt den Alltag mutiger Eltern, die ihre eigenen Vorbehalte überwunden haben und sich öffentlich engagieren. Wenn nicht anders angegeben, laufen die Filme im türkischen Original mit englischen UT!

Informationen zum Programm auf www.facebook/Filmreihe.Tuepisch.Tuerkisch,  http://www.filmhauskino.de/

Veranstaltungsort: Filmhauskino / Maybachstrasse 111 / 50670 Köln
Eintrittspreise: 6,50/5,00 Euro Kartenvorbestellung: info@filmhauskino.de fon: 0221 26137808

Veranstalter: Allerweltskino e.V.
Programmverantwortlicher: Amin Farzanefar
Projektleitung: Lale Konuk
Pressematerial über: milleplateaux@gmx.de / 0178-6584008

Tüpisch Türkisch 2013 wird gefördert von: Stadt Köln und Bezirksvertretung Innenstadt

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