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Köln-InSight.TV „We the People" Danh Võ - Museum Ludwig Köln

Fotos c Anja Hack„We the People" heißt das bekannteste Langzeitprojekt des Vietnamesischen Künstlers Danh Vō. Speziell für das Museum Ludwig wird das größte zusammengesetzte Teil des getreuen Nachbau 1:1 der New Yorker Freiheitsstatue konzipiert und für eine erste museale Ausstellung dem Museum Ludwig freigegeben.

Danh Võs Freiheitsstatue dient als Auseinandersetzungsobjekt für junge Flüchtlinge.

Die Statue, der Künstler, die Jugendlichen, die Flucht, das Heinrich- Mann- Gymnasium in Vorkohlen/ Weiler, das Wort, das Museum. All diese Begriffe haben einen Zusammenhang.

Die Freiheitsstatue aus New York, inspirierte den vietnamesischen Künstler Danh Võ. Er nahm sich zu Herzen 250 Fragmente der Statue nachzubauen und sie in die Welt zu verteilen.
Danh Võ hat persönliche Erfahrung mit der Flucht seiner Familie aus dem Vietnam, so setzt er sich in seiner Kunst mit Fragen des Kolonialismus, der Migration und der kulturellen Identität auseinander.

Die Sprachintegrationsklasse des Heinrich-Mann Gymnasiums in Köln Volkhoven /Weiler besteht aus 18 Jugendlichen. Sie kommen aus 14 unterschiedlichen Nationen und sind überwiegend Flüchtlinge zwischen 12 und 17 Jahren. Ihre internationale Klasse erhält die Gelegenheit, in besonderen Lerngruppen über zwei Jahre lang Deutsch zu lernen. Das Schulprojekt, in dem die Schüler zusätzlich teilnehmen, widmet sich der Ausstellung von Danh Võ im Museum Ludwig, um dadurch über die kreative Rezeption der Freiheitsstatue der deutschen Sprache nahezukommen. Ein Konzept, das anlässlich der aktuellen Geschehnisse, einen ganz neuen und weltoffenen Ansatz hinsichtlich der Flüchtlingsmigration bietet..

Eigene Biografien der Teilnehmer finden erst in einzelnen Wörtern und später in einfachen Texten ihren Ausdruck. Diese Texte verbinden sich mit den Empfindungen, welche die Teilnehmer durch das Kunstwerk erhalten und den dadurch entstehenden Assoziationen. Oft übersetzen die Jugendlichen die Wörter in die eigene Landessprache.

Bei der Aufführung ihrer Performance stehen sie vor der sechs Meter hohen Kupferskulptur. Toleranz, Gleichheit, Freundschaft und Solidarität ergreifen als Begriffe den Raum, verbinden sich mit den Zuschauern und verwandeln sich in bewegliche Bilder, weil sie Erinnerungen zu Flüchtlingssituationen hervorrufen. Die Jugendlichen unter der Leitung von Schauspieler Omar El-Saeidi, bekannt aus Fernsehen und Theater, verwandeln sich in lebendige Statuen, sprechen ihre Gedanken aus und untermalen die Performance, in dem sie auf den Museumsboden Wörter aus Wollschnur legen.

„Vielleicht Baum, Baum vielleicht“ und „Vielleicht Frühling, Frühling vielleicht“ und andere Begriffe schallt es durch den Raum des Museums, gleichgestellt der Hoffnung auf Leben und Frieden. Frei nach einem Gedicht von Eugen Domringer. Zusätzlich die Inschrift, die sich seit 1903 außen am Podest der Freiheitsstatue befand, entnommen aus einem Gedicht von Emma Lazarus. Auch sie dient den Jugendlichen zur Inspiration.

- „Gebt mir eure Müden, eure Armen,
- Eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begeben,
- Die bemitleidenswerten Abgelehnten euer getränkten Küsten;
- Schickt sie mir, die Heimatlosen, vom Sturme Getriebenen,
- Hoch halt' ich mein Licht am Gold ‘nen Tore!“

Schuldirektor Michael Mohr drückt seine Begeisterung aus über die entstandene Homogenität der unterschiedlichen Schülern und dem Zauber, der diese Lernphase begleitete. Auch er habe viel von den Schülern gelernt und von alle dem, was diese an Lebensgeschichten mitgebracht haben. Mit den Worten „ Es ist heute ein Guter Tag“ untermalt Herr Mohr die Gemütslage der Zuschauer nach der Performance.

Auch die Schüler drücken ihre Gefühle über ihr gemeinsames Werk und den vorangegangenen Workshop aus. 14 Tage waren sie mit dem Projekt beschäftigt. Zuerst sei es anstrengend gewesen, sich tagtäglich viele Stunden mit dem Thema auseinanderzusetzen, aber nach einer Weile sei die Begeisterung ihres Tuns in Leib und Seele übergegangen.

Dr. Mathias Hamann, Museumsdienst Direktor, betont seinen Frohsinn, durch ein neu entworfenes Konzept das Museum für neue und junge Zielgruppen zu öffnen und Kunst erlebbar zu machen. Das Programmformat der Museumspädagogik möchte die Arbeit mit Flüchtlingen ergänzen und erleichtern.

01.08.- 25.10.2015 Ausstellung "Danh Võ - Ydob eht ni mraw si ti" Museum Ludwig Köln

Das Projekt wurde gefördert von der RheinEnergie-Stiftung Kultur

Bericht: Helena Katsiavara / Köln-InSight.TV
Fotos: ©Anja Hack