App gegen Depression – Alanus-Absolventin im Interview

ARYA Preisverleihung Foto Andreas KermannEine Smartphone-App, die depressive Patienten während ihrer Therapie begleitet – für diese Idee
wurde die BWL-Absolventin Kristina Wilms jetzt als Kultur- und Kreativpilotin 2014 von der
Bundesregierung ausgezeichnet. Im Interview erzählt sie von ihrer abenteuerlichen Reise im
StartupBus Europe, den Vorteilen für die Patienten und der Zukunft der App.

Wie funktioniert die „Arya" App?

Kristina Wilms: Ein wesentlicher Bestandteil der Therapie bei Depression ist das Erkennen und
Verstehen von Verhaltensmustern, also der Wirkzusammenhänge zwischen Gefühlen, auslösenden
Situationen, Gedanken und Körperempfindungen sowie der individuellen Reaktion darauf. Dazu
müssen Patienten Fragebögen ausfüllen, mehrmals täglich und in der Öffentlichkeit. Das ist
unpraktisch und peinlich. Aber weil das trotzdem wichtig ist, gibt es Arya. Mit Hilfe der App können
Betroffene ihre Verhaltensmuster immer und überall, sicher und diskret festhalten. Die Daten
können an den Therapeut geschickt werden.

Wie bist du auf die Idee gekommen?

Kristina Wilms: Ich selbst lebe mit einer Depression und ich habe mir immer eine App wie Arya
gewünscht. Das aus der Idee ein Unternehmen wurde, war letztlich Zufall. Ich habe eine E-Mail von
einem australischen Anbieter in meinem Spamordner gelesen, der Apps entwickelt und bei einem
Wettbewerb meine Idee eingereicht. Drei Tage später bekam ich einen Anruf, dass ich ein Ticket für
den StartupBus Europe gewonnen habe. Fünf Busse aus ganz Europa fahren dabei mit je dreißig
Leuten durch fünf verschiedene Länder und entwickeln dabei ihre App-Ideen in Teams weiter.
Menschen aus der Wirtschaft, App-Entwickler, Webdesigner. Ich wusste damals nicht, was da los ist
und kam ohne Laptop, nur mit meiner Idee dorthin. Mein jetziger Kollege, war von Anfang an
begeistert von der Idee und ist durch die Reihen gelaufen und hat unser Team zusammengestellt. Ich
hab mich das gar nicht getraut, da ich mir etwas verloren vorkam. Am Ende haben wir den
Wettbewerb sogar gewonnen.

Ist die App bereits auf dem Markt erhältlich?

Kristina Wilms: Zurzeit befinden wir uns in der Beta-Testphase. Wir haben im Moment ungefähr 50
IPhone-Nutzer, die die App testen, unser Ziel sind 200. Daher suchen wir noch weitere Tester.
Außerdem haben wir bereits einen kleinen Test mit Patienten und Therapeuten in Amsterdam
gemacht. Anfang nächsten Jahres soll die App dann auf den Markt kommen.

Wie sind die ersten Rückmeldungen von Patienten und Therapeuten?

Kristina Wilms: Die Patienten haben das Gefühl, dass die Therapie mehr in ihrem Leben ist. Das
Handy hat man sowieso immer dabei. Das hat den Effekt, dass man sich nicht alleine fühlt.
Normalerweise würden sie ihr Verhalten und ihre Gefühle auf Papier notieren, aber wenn man sein
Tagebuch vergisst, kann man sich erst Notizen machen, wenn die erlebte Situation wieder vorbei ist.
Man braucht auch keine Bögen mehr kopieren und kann in der Öffentlichkeit, zum Beispiel in der
Mensa, einfach unauffällig die Daten wie eine SMS in sein Handy eintippen. Die Therapeuten finden
das Verfahren logisch. Natürlich gibt es auch welche, die an das alte Verfahren gewöhnt sind, die
man erst überzeugen muss. Darum treten wir jetzt auch an junge Psychotherapeuten ran, die gerade
mit der Ausbildung fertig sind.

Wie sicher sind diese sensiblen Daten, wenn sie über die App ausgetauscht werden?

Kristina Wilms: Leider kann man nie eine hundertprozentige Datensicherheit gewährleisten, aber es
gibt auf dem Mobiltelefon Komponenten, bei denen man eingreifen kann. Es gibt zum Beispiel Apps,
die auf andere Apps zugreifen, unsere App ist aber für sich geschlossen, das heißt andere Apps haben
keinen Zugriff darauf. Die Datenübertragung haben wir doppelt verschlüsselt und die Daten können
nicht zugeordnet werden. Außerdem nutzen wir einen deutschen Server. Die gelten als die
sichersten.

Was versprichst du dir von der Auszeichnung als Kultur- und Kreativpilotin?

Kristina Wilms: Wir werden ein Jahr lang in regelmäßigen Coachingsessions begleitet. Wir haben
private Coachs, können uns mit Außenstehenden austauschen und strukturierter arbeiten. Ich finde
das total sinnvoll, da ich noch nie ein Unternehmen gegründet habe und bisher auch nicht im
Healthbereich tätig war. Außerdem wird uns ein Netzwerk zur Verfügung gestellt.
Wie soll es mit Arya weitergehen?

Kristina Wilms: Wir wollen in den Verkauf gehen und dann eine Version für Android entwickeln.
Außerdem sind wir gerade dabei, an Unis und Kliniken erste Kunden zu werben. Auch die
Zertifizierung als Medizinprodukt steht an, was etwas schwieriger ist, da es noch keinen
Zertifizierungswert für Apps gibt. Unser Ziel ist es auch, dass die Krankenkassen die Kosten der App
übernehmen.

Für die App werden noch iPhone-Nutzer als Tester gesucht. Interessierte mit oder ohne
Depressionserfahrung können sich unter kristina@aryaapp.co melden

Internet: www.alanus.edu

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