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Mülheimer Sandpiraten - Elterninitiative für Kleinkinder

Eine Erinnerung an Gestern findet heute statt

Als meine Kinder und die Kinder meiner Freundinnen noch ganz klein waren, da haben wir uns zusammen getan und ............... Aber heute wird das alles von der Gemeinde, der Kommune, der Verantwortung des Landes, des Staates, letzlich von Frau Merkel gefordert. Um so erfreulicher ist es, in der Windmühlenstrasse eine Kindergruppe zu entdecken, deren Zusammenleben nur der Initiative ihrer Eltern zu verdanken ist. Da fließt kein Landesgeld, da kann keine Planstelle gestrichen werden, weil es so was nicht gibt, nicht einmal der Ein-Euro-Job wird eingesetzt. Zehn Kinder im Alter von eineinhalb bis drei Jahren treffen sich Dienstag bis Freitag von 9.00 – 12.00 Uhr. Die Betreuung teilen sich hauptsächlich die Mütter, jeweils zwei an einem
Vormittag, hin und wieder ist auch ein Vater mit im Plan. Auf meine Frage, wer auf diese tolle Idee gekommen ist, weiß niemand eine konkrete Antwort. Vor ca. zwanzig Jahren stellte die kath. Kirchengemeinde, für ein kleines Entgelt, der ersten Gruppe einen Spieleraum zur Verfügung und seitdem gibt es „Die Sandpiraten“ Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Wort „Sand“ weil es für Piraten
kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung gibt und darum
die Hauptaktivitäten im Freien stattfinden. Dazu gibt es einen großen Spielplatz mit einer sehr großen sauberen Sandfläche, in der die Kleinen buddeln und krabbeln können. Natürlich gehört auch ein Klettergerüst und Schaukeln dazu. Sehr beliebt bei den bisschen Größeren ist ein Hügel, über den man klettern, hinter dem man sich aber auch verstecken kann. Einen Vorstand, den Kassenführer oder die Protokollführerin gibt es nicht. Die Eltern treffen sich im Bedarfsfall, um einen Ausflug oder eine Neuanschaffung zu planen. Auf alle Fälle, wenn neue Eltern sich um einen Platz für ihren Lukas oder ihre Allin bemühen. Die möchte man vorher schon gut kennen lernen. Denn ein Kind hier abgeben ohne Verantwortung zu übernehmen, kommt nicht in Frage. Für jedes neue Kind gibt es eine Probezeit. Auf ein kompliziertes pädagogisches Konzept wird verzichtet. Dafür gibt es ganz klare Absprachen. Gegen 10 Uhr ist das Frühstück für die Kinder angesagt. Das organisieren die Mütter, die an dem Tag Dienst haben. Es besteht aus viel Obst, Gemüse, Brot mit Käse und Wurst. Dazu Säfte, Tee oder Wasser. Süßigkeiten sind verboten. Um 11.00 Uhr findet der Windel Tüv statt. Da gibt es natürlich nicht meins, deins sondern unsere Kinder. Bei ganz schlechtem Wetter steht der schön eingerichtete Spieleraum im Gemeindehaus zur Verfügung. In keiner Satzung schriftlich festgelegt ist, der stressfreie Umgang mit den Kindern und eine gute Verständigung der Eltern untereinander. Das sind Grundvoraussetzungen. „Warum diese Initiative“ möchte ich gerne wissen. „Um ein wenig Freiraum zu haben“ ist eine Antwort. „Nicht in Einzelhaft sich mit dem Kind zu Hause zu nerven“, heißt es oder auch „So früh wie möglich sollen die Kinder soziale Kontakte erlernen und erfahren.“ Die kleine Sandra ist von der Schaukel gefallen und muss furchtbar weinen. Keine Mama weit und breit. Aber da ist Susanne und die kann wie Mama trösten. Wer so früh lernt, das Leben anzunehmen, hat eigentlich einen Freifahrschein für den Rest.

Brigitte Milhan - Mülheimer Stimmen Aus. 158 (Mai/Juni 2009)

Wer hat Lust sich an dieser Elterninitiative zu beteiligen? Dann meldet euch!


Eine gute Alternative zur Kindergrippe, droht aufgelöst zu werden

Vier Mal in der Woche von 9.00 Uhr – 12.00 Uhr treffen sich Phillip, Luisa & Co. und verbringen gemeinsam den Vormittag.
Betreut werden sie in dieser Zeit von jeweils zwei Eltern der gesamten Gruppe. Fast die gesamte Zeit wird im Freien auf dem Spielplatz verbracht. Nur bei Regen und im Winter können die Pänz einen Raum in der Herz Jesu Kirche in der Danzierstraße nutzen. Dieser ist mit Spielzeug, Matratzen, Büchern und allem was das Kleinkindherz begehrt ausgestattet.

Es ist die erste Gemeinschaft, die die Kinder außerhalb der Familie erleben. Daher ist es umso wertvoller, dass die gesamte Initiative durch die Eltern selbst organisiert wird. Ein pädagogisches Konzept für die 1,5 – 3- jährigen gibt es nicht. Dafür aber den gemeinsamen Schoß und die Fürsorge der Eltern und deren Engagement. Natürlich gibt es klare Regeln, die gemeinsam festgelegt und durchgezogen werden.
So wird gemeinsam Frühstück gemacht. Jeder der Eltern, die gerade Dienst haben, bringt Brot und Obst/Gemüse mit. Das ist nicht sehr aufwendig, günstig und gesund. Im gesamten ist diese Art der Kinderbetreuung sehr preisgünstig. Der Beitrag beträgt 13,- € im Monat für den Unterhalt des Raumes und die Beschaffung von Windeln, Feuchttüchern, Geburtstagsgeschenken etc.
Gerade für Menschen, die familienbezogen leben, ist dies eine sehr schöne Gelegenheit. Ihre Kinder erfahren Gemeinschaft mit anderen und der Elternteil, der das Kind betreut hat 3 mal die Woche 3 Stunden Freiraum gewonnen.
Dabei ist den Ideen für Spiele, Ausflüge, Basteleien keine Grenze gesetzt.

Wer hier mitmachen möchte, sollte Freude an der Gemeinschaft haben und Verantwortung übernehmen wollen. Das tut jeder nach den Fähigkeiten, die er besitzt.
Viele Mütter berichten, dass sie gerade durch die Betreuung der Kleinen viel sicherer im Umgang mit Kindern geworden sind. Auch ist aufgefallen, dass die Eltern so das Verhalten und den Charakter ihres Kindes im Umgang mit anderen, mitbekommen. Was zu mehr Verständnis ihrem Kind gegenüber führen kann. Im Kindergarten ist die Einflussnahme und die Beobachtung nicht möglich. Eltern müssen sich auf die Erzählungen der Erzieher und der Kinder verlassen. Die einen sind Menschen, die sie kaum kennen und die Kinder...sind Kinder und erzählen ihre eigene Geschichte.

Durch die Möglichkeit Kinder in die Kindergrippe zu geben, sind Initiativen, wie die Mülheimer Sandpiraten, sehr im Nachteil. Denn fehlen die Kinder, fehlen auch die Betreuer. Momentan gibt es vier Sandpiratenkinder. Damit das System wirklich funktioniert, sollten es mindestens acht sein. Sonst müssen Doppeldienste gemacht werden und Krankheits- und Urlaubsvertretung ist gar nicht möglich.

Wer hat Lust mitzumachen?

September 2009

Kontakt:
Da die Eltern und Kinder wechseln ist es am Besten, wenn sie einfach auf dem Spielplatz vorbeischauen.
Oder wenn das Wetter nicht gut ist, gehen sie in die Herz-Jesu-Kirche zum Hintereingang (Danzierstr.) durch ein kleines Tor und dann die Treppe hinauf. Dort befindet sich der Raum der Elterninitiative.