Außen-Zeit

Die kleine Terrasse vor unserer Wohnung, benutze ich das ganze Jahr über. Eingekleidet wie ein Eskimo oder im Outfit wie ein Jamaikaner, finde ich es spannend, wie mein Körper es immer wieder versucht,  sich auf die äußeren Temperaturumständen anzupassen und wie mein Geist, das Ganze für eine Weile beobachtet, bis er ein Zeichen setzt, dass es genug ist für ihn, mit dem Zustand kurz vor dem Erfrieren. Schließlich will mein Geist auch weiterhin in meinem Körper seine Entwicklung vollenden.

Vor meiner klitze-kleinen Terrasse steht ein Baum umringt von anderen Bäumen. Das ist auch der Grund meines ganzen Trotzes gegen die Temperaturschwankungen, denn ich beobachte diesen Baum, als wäre er ein Teil von mir, nämlich jener Teil,  der auf der Terrasse seinen Atem atmen lässt.

Ich behaupte von mir, mehrere Namen der Florawelt zu kennen, dennoch ist der Name dieses Baumes mir unbekannt. Seine Krone ist rund und hat nur im oberen Bereich eine Art Früchte so wie ein Hollunder sie hat, nur wirken sie optisch viel härter. Auch Tauben hat der Baum in seinen Zweigen, liebende und zankende. Und Eichhörnchen, die besonders zu meinen Vorlieben gehören. Ihr Tanzen auf den Zweigen, ein Tanzen, das die Not zum  Überleben hervorruft mit dem Suchen und Finden und Verstecken und Aufpassen übt eine Art Zauber auf mich aus.

Sitzend also auf meiner Terrasse bei jedem Wetter, kann es manchmal passieren,  dass ich auf einmal in Tagträumen versinke, wieder zum Kind werde, zu jenem,  das dachte,  es wäre eine Indianerin. Selten war ich im Tipi, man könnte sagen, ich war fast nur draußen auf meinem Pferd, immer fortreitend, angestrengt neue Gegenden im Mikro- und

Makrokosmos zu erforschen, sie zu begreifen mit allen meinen  fünf Sinnen. Oft ging eine Delegation vom Stamm raus, um mich zu suchen. Ich vergaß Nachts nachhause zu  kommen,weil ich mich um den  Kontakt mit Eulen und sämtlichen anderen nachtaktiven Seelen bemühte. Meine Neugier auf diese Welt kannte keine Scheu vor gar nichts und ich vergaß meine Verantwortung gegenüber Eltern und geliebten anderen Personen,  die sich um mich bangten...

,,Maama ,wo hast du die neuen Socken hingelegt?,,

Apropo Verantwortung tragen.. schnell wusste ich, dass ich wieder nach Hause muss, auch deswegen,  weil ich in der Zwischenzeit des Terrassensaufenthaltes, anfing, wie ein Schneider  zu frieren.

Denn es ist Herbst.

Helena Katsiavara