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SCHAUSPIEL KÖLN - Gob Squad oder der Tanz ums` verlorene Kalb

Schauspiel KölnDie deutsch-britische Künstlergruppe Gob Squad gab ihre neuste Produktion in der Halle Kalk zum Besten. Abermals brillierten die Künstler mit einer äußerst kurzweiligen Aufführung.

Der Titel der Produktion lautet „Dancing about“, der Untertitel „Eine kollektive Tanztherapie“. Ja, so dynamisch und turbulent und auch so privat intim ging es bei der aktuellen Inszenierung von Gob Squad zu. Die fünf Akteure beeindruckten durch eine bestechend akzentuierte Rhythmik, Tanz- und Gesangseinlagen wechselten zügig, der Zuschauer kann kaum Atem holen, so rasch folgen Spiel, Tanz und Klang, gesellen sich zueinander und ergeben ein buntes Plateau, das die Vielseitigkeit und Modernität der Gruppe dokumentiert. Seit 1994 richten die Künstler ihre Videokameras auf alles was, „schön, glamourös, gewöhnlich oder tragisch ist“. Und auch diesmal ist das Verweben von aktuellem Spiel, medialer Inszenierung mit mehreren Videokameras und großer Zweitbühne, sprich Leinwand, Gegenstand und Zentrum der Inszenierung. Eine Gottesanbeterin im Glas, live gefilmt ist Anknüpfungspunkt und inhaltliche Klammer des Stücks. Die Künstler pilgern zu dem Insekt, führen anfänglich in abenteuerlicher Kostümierung einen ekstatischen Tanz auf, befragen das Getier nach tieferen Sinn- und Seinsstrukturen, offenbaren intimste Geheimnisse. Und, man erstaune und erhebe sich, das Insekt antwortet, doch die Antworten geben den Suchenden keine Orientierung, das Zurückgeworfensein auf das Eigene, Isolierte ist unumgänglich. Die Sehnsucht nach Transzendenz treibt das Spiel voran, die Leinwand präsentiert synchron den gesprochenen Text, die unter der Decke angebrachte Kamera eröffnet neue Perspektiven, die Bühne wird in all ihren Dimensionen ausgelotet und erobert.

Die Aufführungen der avantgardistischen Truppe waren stets ausverkauft, eine Wiederaufnahme des Stücks ist wünschenswert.

Dem Zuschauer sind sinnliche Reisen in skurile und empfindsame Bereiche sicher, wenn Gob Squad den Raum durchdringt.

Prädikat: experimentell und wertvoll

Weitere Informationen unter: http://www.schauspielkoeln.de/stueck_archiv.php?ID=476&tID=

Autor: Katja Egler Streil (Köln-inSight.tv)

 

Foto: © Manuel Reinarzt