Geschrieben am . Veröffentlicht in Kunst und Kultur in Köln.

„Summer Breeze” @ 30works

summerbreeze2018 900x1200Zum Sommerauftakt lädt 30works zu einer ganz besonderen Gruppenausstellung ein. Und gewährt in „Summer Breeze“ Einblick in die spannendsten zeitgenössischen Positionen im aktuellen Künstlerportfolio. Wohin steuert die bildende Kunst: Digital Art oder Neo-Eklektizismus? Futurismus oder Rückbesinnung auf traditionelle Sujets? Die Antwort lautet schlicht: Sowohl als auch. Denn Kunst war stets kaleidoskopisches Medium eines diversifizierten schöpferischen Impetus; wenngleich jede Epoche ihren jeweiligen Kanon mitsamt eigenen ästhetischen Ansprüchen, Formalien und Statuten hatte. Den mutige Künstler dann zu durchbrechen wagten...

Tatsächlich gab es schon immer Ko-Existenzen verschiedenster Stile und Genres; und auch wenn manche davon zu bestimmten Zeiten nicht gleichberechtigt, gleichgeschätzt oder gleichbegehrt waren, so blühten sie zumindest im Verborgenen. Für die Öffentlichkeit oder in den Feuilletons mehr oder weniger sichtbar... Genau um diese Diversifizierung und Vielfältigkeit geht es in „Summer Breeze“ – und so möchte 30works einen frischen, interkulturellen und grenzüberschreitenden Dialog eröffnen, der spannende Positionen im aktuellen Künstlerportfolio einander gegenüberstellt und sie zu einem so überraschenden wie schlüssigen Gesamtkonzept zusammenfügt. Die in „Summer Breeze“ vertretenen Künstler – Johann Büsen, Benjamin Burkard, Salvador Ginard, Lúcia Hinz, Anja Middelberg und Lena Schmidt – arbeiten dabei mit Rückbezügen zu „klassischen“ Stilistiken, wagen in ihrer Material- und Motivsprache sowie in ihren Kontextualisierungen jedoch parallel den Aufbruch in neue Bildwirklichkeiten. Womit sich einmal mehr bewahrheitet: Das Neue entsteht immer auf dem Fundament des bereits Existenten. Wobei sich die künstlerische Virtuosität am Grad des Abstraktions- und Variationsvermögens bekannter Phänomene und Parameter bemisst...

Die Künstler
So variiert Johann Büsen Bildfragmente verschiedener Herkunft, überlagert, verfremdet und schichtet sie mithilfe digitaler Bearbeitung, und verdichtet sie so zu hochkomplexen Bildgeschichten. Dabei zitiert er mit seinem stark zeichnerisch geprägten Duktus sowohl die Genremalerei als auch die Collagetechnik, was in fulminanten, surreal anmutenden Bildwelten gipfelt. Mit seiner Digitalmalerei stellt Büsen unsere konditionierten Wahrnehmungsmuster, vorgefertigten Standpunkte und vermeintlich untrüglichen Erinnerungen höchst wirkungsvoll infrage; und implementiert damit eine neue Bildwirklichkeit. In die er uns am Eröffnungsabend dank Virtual Reality-Brille eintauchen lässt...

Johann Büsen lebt und arbeitet in Bremen. Er studierte an der dortigen Hochschule für Künste und gewann bereits diverse renommierte Kunst- und Förderpreise. Seine Werke wurden u.a. auf der Art Karlsruhe sowie in Ausstellungen im Museum Kunstpalast/Düsseldorf und im Landesmuseum/Emden gezeigt.

Auch Benjamin Burkards Gemälde zeugen von einer nicht mehr allzu fernen, möglichen Zukunft. Sie zeigen anmutige Hybride aus Mensch und Maschine, die in symbiotischer Verschmelzung fortleben. Die Farbsprache des jungen Künstlers changiert zwischen Grisaille-Elementen und expressiven Colorflashs, die seinen Schöpfungen inmitten der aktuellen Debatte um Robotik und KI ein so dramatisches wie poetisches Antlitz geben – und die Frage aufwerfen, inwieweit humanoide und maschinelle Entität sich überhaupt trennen lässt. Trotz der visionären Thematik, die Rückbezüge zum Surrealismus erkennen lässt, ist Burkards Stil zutiefst „klassisch“, indem er die Zeichnung und das Gemälde als Grundlagen seines OEuvres deklariert.

Benjamin Burkard studierte Kunst und Biologie an der Universität Landau und hat bereits zahlreiche Kunst- und Förderpreise gewonnen. Seine Werke waren u.a. auf der Art Karlsruhe ausgestellt und sind in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. In der zeitgenössischen Kunst wurde die Malerei mehrfach totgesagt – und mit ihr die Porträtkunst. Wie man dieses Genre zeitgemäß in die Zukunft überführt, zeigt der Mallorquiner Salvador „Salva“ Ginard. Dank der gezielten Verschiebung von Bildebenen, die in regelrechten Verzerrungen kulminieren, und so die dargestellten Gesichter scheinbar aufzulösen scheinen, dringt Ginard in den Kern menschlichen Seins vor: die Psyche. Es geht um Zerrissenheit, fehlende Verortung, um Selbst- und Fremdwahrnehmung – genauso wie um implizite Hoffnungen, Wünsche und Träume, die uns allen innewohnen. Das Dissoziative, Zersetzende seiner Gesichter konterkariert Ginard mit einer mediterranen, heiteren Farbsprache. Stilistisch nimmt der Spanier Anleihen bei Impressionismus, Expressionismus sowie Pop Art und führt dies zu einer eigenständigen Form des Neo-Eklektizismus zusammen.

Salvador Ginard lebt und arbeitet auf Mallorca. Neben der Malerei illustriert er Bücher, verfasst Lyrik und macht Musik. Seine Werke sind in zahlreichen Sammlungen auf den Balearen und in Deutschland anzutreffen. 2016 war er über 30works erstmals auf der ART.FAIR vertreten.

Bei Anja Middelberg stehen Naturphänomene im Fokus einer neoimpressionistischen Malerei, die in ihrer Eindringlichkeit und Farbkomposition den Werken der großen Meister dieses Genres in nichts nachsteht. So kleidet sie die Urgewalt der Natur in explosive Farbeffekte, die uns einerseits die Kraft der Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft verdeutlichen – sich in ihrer überhöhten Visualisierung und Dramatik aber zugleich auch unserer herkömmlichen Wahrnehmung entziehen. Damit bezieht die Kölner Künstlerin auch die Strömung des Symbolismus mit ein, indem sie die erfahrbare Realität hinterfragt und uns für den Zugang zu unbewussten Denk- und Sinnesprozessen sensibilisiert.

Anja Middelberg ist Absolventin der Kunstakademie Münster, wo sie als Meisterschülerin von Hermann-Josef Kuhna reüssierte. Sie lebt und arbeitet in Köln. Die vormalige Preisträgerin des Max-Ernst-Stipendiums ist in zahlreichen Privatsammlungen vertreten.  Die Werke von Lúcia Hinz sind Fusion einer indigen geprägten, südamerikanischen Form- und Farbsprache mit der Stilistik des europäischen Expressionismus. In ihren figürlichen Arbeiten zeigt die gebürtige Brasilianerin filigrane, elegante Frauensilhouetten, die sowohl von den selbstbewussten Heroinen der „wilden“ 1920er Jahre als auch von den Modezeichnungen großer Couturiers inspiriert scheinen. Eine starke Linienführung korrespondiert dabei mit dramatischen Farbeffekten, die die Grenze zwischen Motiv und Hintergrund vollends aufzuheben scheint. Ihre abstrakten Arbeiten weisen wahlweise Elemente des Action Paintings auf oder spielen mit diametral besetzten geometrischen Formen, die in der sprichwörtlichen Quadratur des Kreises gipfeln.

Lúcia Hinz lebt in Belgien, unterhält dabei ein Atelier in Rhens bei Koblenz. Ihre Ausbildung genoss sie in Brasilien, wo sie heute verewigtes Mitglied in der „Akademie der Bildenden Künste“ in Rio de Janeiro ist. Zu ihren bekanntesten Werken gehört „Capital da Cultura“, das für die Nationalbibliothek in Brasilia geschaffen wurde. Ihre Werke waren in diversen südamerikanischen Museen ausgestellt und sind in zahlreichen internationalen Privatsammlungen vertreten.

Einen Gegenentwurf zur lichtdurchfluteten Landschaftsmalerei vergangener Epochen wagt die Hamburgerin Lena Schmidt. Ihre mystischen, in Zwielicht getauchten Darstellungen von Brachlandschaften und alten Industrieanlagen erschließen vermeintliche „Nicht-Orte“ zu real erfahrbarem Raum – und betören mit einer somnanbulen Aura, die an Theaterkulissen oder Moodboards von Filmsets erinnert. Das Trägermaterial ihrer Werke, die zwischen Bild, Objekt und Installation oszillieren, ist Holz, welches sie mit feinen Schnittgravuren bearbeitet und so eine starke Strukturlastigkeit evoziert. Ihre Motive bannt sie mit Acrylmarkern, flankiert von farbigen Lasierungen und klassischer Pinseltechnik. So entstehen Bildwelten, die surrealen Träumen entsprungen zu sein scheinen und uns in eine ästhetische Zwischenwelt entführen.

Lena Schmidt lebt und arbeitet in Hamburg. Sie absolvierte ihr Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und genoss Förderprogramme in Deutschland und den USA. Ihre Werke wurden bereits international ausgestellt und finden sich in zahlreichen Privatsammlungen im In- und Ausland. Die Künstler werden anwesend sein. Die Eröffnungsrede zu „Summer Breeze“ wird Elfi Scho-Antwerpes, Bürgermeisterin der Stadt Köln, halten.

„Summer Breeze“ @ 30works

Eröffnung: 09.06.2018, 20 Uhr
Laudatio: Elfi Scho-Antwerpes

Ausstellung: 09.06.2018 – 07.07.2018

Öffnungszeiten: Di - Fr 15-19 Uhr, Sa 12-17 Uhr

30works Galerie
Antwerpener Str. 42
50672 Köln

www.30works.de